Travel Reference
In-Depth Information
Gðar Dalam
Die Hauptstraße 250 Meter weiter
hinauf, zu erkennen an dem kleinen
Parkplatz und den Bushaltestellen bei-
derseits der Straße, befindet sich eines
der interessantesten prähistorischen
Relikte Maltas, das Höhlenmuseum
Gðar Dalam (Höhle der Finsternis).
Die Entdeckungsgeschichte Gðar
Dalams ist untrennbar mit dem Na-
men des italienischen Spezialisten der
Frühgeschichte Arturo Issel verbun-
den. Beeinflusst von den Werken
C. Darwins zur Artentheorie (1860)
forschte Issel auf Malta nach Spuren
frühgeschichtlicher Tiere. Er hielt Mal-
ta wegen seiner abgeschotteten Insel-
lage - ähnlich wie Darwin Galapagos
- für ein ideales Untersuchungsgebiet
und stieß 1865 im „finsteren Tal“
(Wied Dalam) auf einen ausgetrock-
neten unterirdischen Flusslauf.
Die Höhle erstreckt sich über 250
Meter unter der Erde entlang und ver-
zweigt sich am Ende in mehrere, klei-
nere Verästelungen. Der begehbare
Bereich von etwa 75 Metern ist durch-
schnittlich 10 Meter breit und 6 Meter
hoch, Reste von Stalagtiten und Sta-
lagmiten deuten auf einstige Tropf-
steinbildung hin. Der hintere Bereich
nach ca. 80 Metern verengt sich zu-
nehmend und ist noch nicht vollstän-
dig erforscht.
Nun war Issel weniger von der Höh-
le als solcher, sondern mehr von dem
angetan, was er im Inneren vorfand
und was die wissenschaftlichen Er-
kenntnisse über die maltesische Früh-
geschichte revolutionieren sollte. In
den oberen Ablagerungsschichten
fand er menschliche Skelette und
Tonscherben, die den Gefäßen sizilia-
nischer Kulturen stark ähneln. Es wur-
de festgestellt, dass diese Gefäßreste
sage und schreibe 7500 Jahre alt sind,
Gðar Dalam somit die älteste mensch-
liche Siedlung auf Malta war.
Doch das war erst der Anfang: Issel
trug nacheinander die Bodenschich-
ten ab und fand darin unter anderem
Skelettteile von Flusspferden, Elefan-
ten, Zwergelefanten, Riesenschwänen,
Bären, Wölfen und nur auf Malta ge-
fundenen bestimmten Mäusearten.
Erste Interpretation der paläontologi-
schen Funde reichten von einem „un-
terirdischen Tierfriedhof“ bis zur „gött-
lichen Sintflut“. Heute weiß man, dass
Malta vor zwei Millionen Jahren so-
wohl mit dem europäischen als auch
mit dem nordafrikanischen Festland
durch eine Landbrücke verbunden
war. Zu dieser Zeit herrschte von Süd-
europa bis Nordafrika tropisches Kli-
ma, was die Verbreitung dieser Tiere
erklärt. Über den Zeitraum von 1,7
Millionen Jahren wurde ein kleiner Teil
der anfallenden Skelette allmählich in
Gðar Dalam angeschwemmt und mit
Sedimenten bedeckt. Vor 300.000
Jahren versiegte der Fluss, und die Ab-
lagerungen fanden ein Ende. Als vor
etwa 15.000 Jahren jene Landbrücke
versank, starben die verbliebenen
Großtiere wegen Nahrungsmangel
und der Klimaveränderung aus.
Noch heute sind in der Höhle zahl-
reiche Knochenreste zu sehen, einen
Überblick über die Funde gewinnt
man im kleinen Museum im Eingangs-
bereich der Anlage.
 
Search WWH ::




Custom Search