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Mit der Übernahme Maltas durch
die Briten und dem Ende der Ritterzeit
wurde in der Auberge de Provence
der British Union Club eingerichtet,
eine jener stolzen Einrichtungen, in
der die Kolonialherren ihre Freizeit zu
verbringen pflegten.
1960 wurde das Bauwerk seiner
heutigen Bestimmung als bedeutends-
tes maltesisches Museum für Archäo-
logie und Geschichte zugeführt. Die
Exponate wurden allerdings schon
weit früher zusammengetragen. Erste
Teile der Sammlung gehen auf den
Malteser F. Abela (17. Jh.) zurück, der
sich für die Altertumsforschung in sei-
nem Land interessierte und eifrig alte
Funde sammelte. Der vorletzte Or-
densgroßmeister de Rohan (1775-97)
war sehr an der maltesischen Ge-
schichte interessiert, erweiterte die
Sammlung und ließ sie in der National-
bibliothek archivieren. Ein erstes histo-
risches Museum mit Zugang auch für
die Öffentlichkeit entstand allerdings
erst 1904 im Palazzo de Blancas (nicht
erhalten) gegenüber der St. John's Co-
Cathedral. Das Museum wurde um
1920 wegen der umfangreichen Fun-
de von Tarxien zu klein und in die Au-
berge d'Italie verlegt. Die Konzentra-
tion ausgezeichnet erhaltener Fund-
stücken der frühen Menschheitsge-
schichte in der Auberge de Provence
dürfte einmalig in Europa sein.
Das gesamte Erdgeschoss ist Fun-
den aus der Jungsteinzeit (5000-
2500 v. Chr.) und der Bronzezeit
(2000-1000 v. Chr.) vorbehalten. Be-
deutendste Exponate sind die „Venus
von Malta“ sowie Magna-Mater-Figu-
ren aus Hagar Qim, „die Schlafende“
aus dem Hypogäum sowie Sakral- und
Opfergegenstände aus Tarxien.
Der erste Stock beherbergt eine um-
fangreiche phönizisch-punisch-römi-
sche Sammlung mit Grabbeigaben,
Alltagsgegenständen und Darstellun-
gen von Kriegs- und Handelsgaleeren
aus dem 7.-3. Jh. v. Chr. Das historisch
bedeutsamste Stück ist hier ein Dop-
pelgebetsstein aus Marsaxlokk, auf
dessen Stirnseite eine zweisprachige
Inschrift auf Griechisch und Phöni-
zisch die Entschlüsselung des phönizi-
schen Alphabets (Vorfahr unseres la-
teinischen Alphabets) ermöglichte.
Steinzeitliche Magna-Mater-Figur
 
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