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Entfernen wir die Kantenrichtungen, so erhalten wir den darunter abgebildeten un-
gerichteten Graphen G u ,dessenMengekodierterbedingterUnabhängigkeitenje-
doch keine Teilmenge derjenigen von G 1 ist:
I G u = {
A G 1 D | C ,
B G 1 D | C , A G 1 B | C
}I G 1
Es gibt also mindestens eine neue bedingte Unabhängigkeit (hier: A G u B | C ), die
nicht im ursprünglichen Graphen G 1 gilt. 4 Somit ist G u kein äquivalenter ungerich-
teter Graph zu G 1 !Zielmussesdahersein,eineTransformationzufinden,dieunter
keinen Umständen zusätzliche bedingte Unabhängigkeiten erzeugt und sei es zum
Preis des Verlustes vorhandener bedingter Unabhängigkeiten.
Es sei angemerkt, dass nicht jeder gerichtete, azyklische Graph von dem eben ge-
zeigten Phänomen betroffen ist. Schauen wir uns den Graphen G 2 in Abbildung 25.2
an. Für sein ungerichtetes Pendant G u gilt sehr wohl
I G u I G 2 .
(Hier ist sogar die Gleichheit erreicht, was nicht notwendig immer so sein muss.)
Offensichtlich ist die asymmetrische Definition der d-Separation verantwortlich
dafür, dass im Falle konvergierender Kanten, Probleme auftreten. Es muss also ver-
hindert werden, dass die beiden Elternknoten eines gemeinsamen Kindknotens be-
dingt unabhängig werden, sobald der Kindknoten instanziiert ist. Dies erreicht man,
indem Elternknoten, die noch nicht durch eine Kante verbunden sind, nun verbun-
den werden (Die Kantenrichtung kann willkürlich gewählt werden, da sie im näch-
sten Schritt ignoriert wird). Dies ist rechts in Abbildung 25.2 anhand des Graphen G
1
gezeigt. Durch das Verbinden der beiden Knoten A und B geht zwar eine (marginale,
also unbedingte) Unabhängigkeit verloren, allerdings verhindern wir das Auftreten
einer neuen, sodass I G u I G 1 gilt.
Die Transformation, unverbundene Elternknoten zu verbinden, kennen wir be-
reits als Moralisierung. 5 Somit sind wir in der Lage, jedes gegebene graphische
Modell in ein einheitliches Eingabeformat (nämlich einen Verbundbaum) für den
Evidenzpropagationsalgorithmus zu bringen: Handelt es sich um ein Markov-Netz,
wird der entsprechende ungerichtete Graph lediglich gegebenenfalls trianguliert,
um dann sofort in einen Verbundbaum überführt zu werden. Haben wir es mit ei-
nem Bayes-Netz zu tun, so wird der zugrunde liegende Graph moralisiert, gegebe-
nenfalls trianguliert und dann ebenfalls in einen Verbundbaum überführt. Wir wol-
len dies an einem Beispiel illustrieren, welches uns auch für die eigentliche Evidenz-
propagation begleiten wird.
Beispiel 25.1 (Verbundbaum aus Bayes-Netz) Wir werden im Folgenden eine Evidenz-
propagation im Bayes-Netz aus Abbildung 25.3 (a) betrachten. Das Ergebnis der Morali-
sierung ist in Abbildung 25.3 (b) zu sehen. Der Kreis E C F GbesitztkeineSehne
und muss daher um eine solche ergänzt werden. Wir entscheiden uns für die Sehne C G
(E Fwäreebensomöglichgewesen)underhaltendentrianguliertenGrapheninAbbil-
dung 25.3 (c). Wir kennen diesen Graphen bereits aus Abbildung 24.3 und Beispiel 24.2,
4 Die Tatsache, dass außerdem eine vorher vorhandene bedingte Unabhängigkeit, nämlich A G 1 B |
,verlorenging,istzwarunschön,ändertaberamCharakterderUnabhängigkeitskartenichts.
5
Siehe Definition 23.29 auf Seite 368.
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