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Die Kolmogorow-Axiome sind widerspruchsfrei, da es Systeme gibt, die allen
diesen Axiomen genügen. Die Axiomatik von Kolmogorow gestattet es, die Wahr-
scheinlichkeitstheorie als Teil der Maßtheorie aufzubauen und die Wahrscheinlich-
keit als nicht-negative normierte additive Mengenfunktion, d. h. als Maß zu inter-
pretieren.
Da die Definitionen für Ereignisalgebra und Kolmogorow-Axiome nicht eindeu-
tig sind, sondern jeweils eine Klasse vonMengensystemen bzw. Funktionen beschrei-
ben, muss man für eine konkrete Anwendung die jeweils gewählten Objekte spezifi-
zieren, was mit dem Begriff eines Wahrscheinlichkeitsraumes geschieht.
Definition 23.3 (Wahrscheinlichkeitsraum) Sei ein Ereignisraum, S eine -Algebra
über und P eine auf S erklärte Wahrscheinlichkeit. Dann nennt man das Tripel (, S, P )
einen Wahr s che i n l i chke i t s r aum .
Bisher haben wir allein die Wahrscheinlichkeiten von Ereignissen berechnet, oh-
ne jedoch auf die Änderung derselben einzugehen, die stattfinden kann, wenn neue
Informationen (in Form von wiederum Ereignissen) bekannt werden. D. h., wir fra-
gen erneut nach der Wahrscheinlichkeit eines Ereignisses, nachdem wir Kenntnis
über das (Nicht-)Eintreten eines oder mehrerer anderer Ereignisse erlangt haben.
Definition 23.4 (Bedingte Wahrscheinlichkeit) Seien A und B beliebige Ereignisse mit
P ( B ) > 0 .Dannheißt
P ( A | B )= P ( A B )
P ( B )
die bedingte Wahrscheinlichkeit von A gegeben (die Bedingung) B.
Hieraus lässt sich der folgende Satz ableiten:
Satz 23.1 (Produktsatz/Multiplikationssatz) Für beliebige Ereignisse A und B gilt
P ( A B )= P ( A | B ) · P ( B )= P ( B | A ) · P ( A ) .
Für eine Menge U von Ereignissen zusammen mit einer auf ihnen erklärten beliebi-
gen totalen Ordnung , lässt sich durch einfache Induktion über die Ereignisse die
Ve r a l l geme i ne rung de s Mu l t i p l i ka t i ons s a t z e s a b l e i t en :
= A U P
P
A
A
B
A U
B A
Sollte es kein B U mit B A geben, ist der Schnitt in der Bedingung der rechten
Seite nicht etwa leer, sondern wird gar nicht erst ausgeführt, was zu einem implizi-
ten führt:
P
A
B
= P
A
B
= P ( A | )= P ( A )
B A
B A
Für U = { A , B } mit B A folgt der obige Satz 23.1. Des Weiteren lassen sich auch
mehrere Ereignisse als Bedingung verwenden.
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