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schufen eine kommunistische Gegenregierung. Der Süden war nun
»rot«, der Norden »weiß«. Der Kampf der Bürgerlichen schien schon
verloren, als die Armee des deutschen Kaisers eintraf. Eine sozialis-
tische Regierung im Norden Europas wollte Wilhelm II. nicht hin-
nehmen. Am 5. März landete das gut ausgebildete
auf den Ålandinseln, bereits am 13. April 1918 nahm es Helsinki ein.
Damit war der Bürgerkrieg faktisch zu Ende. Doch das Blutvergießen
ging weiter. Fast 10 000 Aufständische wurden ohne Prozess erschos-
sen. Weitere 12 000 starben in Gefangenenlagern. 70 000 Kämpfer
der Roten wurden im Sommer 1919 vor Gericht gestellt, und nahezu
alle Angeklagten zu Freiheitsstrafen zwischen zwei und drei Jahren
verurteilt. 555 Personen verurteilte man zum Tod; 113 richtete man
tatsächlich hin. Bedenkt man, dass die Roten Garden ursprünglich
etwa 90 000 Kämpfer zählten, bedeutet das, dass fast jeder von ihnen
entweder getötet wurde oder im Gefängnis landete.
Der innische
Baltische Korps
dauerte zwar nur wenige Monate, die
Wunden, die er riss, heilten jedoch erst nach Jahrzehnten. Was 1918
passierte, wurde mit einem Tabu belegt. Kaum jemand sprach über
die Ereignisse - oder nur in einer »bereinigten« Sprache: Das Wort
Bürgerkrieg wurde von den bürgerlichen Siegern aus dem inni-
schen Wortschatz gestrichen. Freiheitskrieg hießen die Kämpfe von
1918 lange Zeit oiziell. Auch die Schulkinder lernten kaum etwas
über diese Zeit.
Bürgerkrieg
Nach dem Friedensschluss am 3. März 1918 zwischen dem Deut-
schen Reich und Sowjetrussland geriet Finnland politisch wie wirt-
schatlich unter deutsche Hegemonie. Im Juli wurde dem Land im
Rahmen einer Militärallianz und zur Herstellung dauerhater freund-
schatlicher Beziehungen ein deutscher Prinz als neuer Monarch
aufgedrängt. Am 9. Oktober 1918 wurde
Ein deutscher
Herrscher
Friedrich-Karl von Hessen
vom »weißen« Eduskunta mit 64 zu 41 Stimmen zum König gewählt;
am 14. Dezember (das Deutsche Reich war inzwischen Republik)
verzichtete er jedoch auf den hron, und das kurze Kapitel deutscher
Dominanz in Finnland ging zu Ende.
Das junge,
bestimmte die
Armee. Im Osten versuchte Finnland weiterhin, Einluss in Karelien
zu gewinnen; erst nach Gründung einer Sowjetrepublik schloss der
neue Staat mit Sowjetrussland zur Sicherung seiner Grenzen im Ok-
tober 1920 Frieden. Am Eismeer erhielt Finnland Petsamo, den ein-
zigen eisfreien Hafen. Um internationale Anerkennung und um ei-
nen Ausgleich mit Schweden sowie der schwedisch-sprachigen
Bevölkerung im Lande bemüht, gestand die Republik den Ålandin-
seln 1920 die Selbstverwaltung zu. Im Innern blieb der tiefe Graben
zwischen Weiß und Rot bestehen: 1922 wurde die
in Preußen ausgebildete OfƂzierskorps
Die unruhige
Republik
Akademisch-Ka-
relische Gesellschaft
(AKS) gegründet, ein Verein, der die totale
 
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