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Montag - Tag 1 am Berg: Die Anfahrt und das Machame Camp
Aus dem Autoradio schellt blechern afrikanische Popmusik, während sich der alte Wagen
mit jaulendem Motor die Straßen von Moshi zum Machame Gate hocharbeitet. Ein
beißender Geruch nach Schweiß und feuchter Kleidung durchdringt den Innenraum. Kom-
promisslos macht der Fahrer vom Recht des Stärkeren Gebrauch und bahnt sich seinen
Weg durch die überlaufenen Straßen der Plantagenzone, so dass sich die Einheimischen
oftmals nur mit einem beherzten Sprung zur Seite in Sicherheit bringen können. Was in
Deutschland noch zu einem gekonnten Herausschnellen des Mittelfingers und lauthalsen
Geschrei geführt hätte, wird auch hier mit stoischer Gelassenheit abgetan, die fast schon an
Gleichgültigkeit grenzt. Ich schaue mir das Spektakel fasziniert an und lausche dem schril-
len Klang der heiseren Autohupe, die wie ein Fremdkörper in die idyllische Landschaft
eindringt. Im Gegensatz zu seiner Hupe, zieht es der Fahrer vor zu schweigen und tritt
stattdessen das Gaspedal bis zum Bodenblech durch. Weiter hinten im Wagen entfacht dabei
unter Gasper, Hasani und Japhet aus meinem einheimischen Team eine rege Unterhaltung
auf Swahili, die immer wieder von herzhaftem Lachen unterbrochen wird. Der Fahrer schal-
tet trocken in den zweiten Gang runter. Das Getriebe erwidert seinen Vorschlag mit einem
metallischen Aufschrei und wir passieren riesige Bananen- und Kaffeeplantagen… Kaffee-
plantagen, deren aromatisch schwarze Bohnen diese Region rund um den Kilimandscharo
weltweit berühmt gemacht haben.
Doch noch während ich mir meinen ersten Eindruck über die drei einheimischen Jungs
machen kann, die sich auf der Rücksitzbank freundschaftlich zusammenquetscht haben,
donnert das Auto bereits durch das kleine unscheinbare Dorf Machame . Es liegt südwestlich
am Fuße des Kilimandscharo und erfreut sich der Ehre, Namensgeber der gleichnamigen
BesteigungsroutesowiedesParkeingangeszum„MountKilimanjaroNationalPark“zusein.
Als wir kurze Zeit später gegen elf Uhr durch das Machame Gate fahren, holt unser Fahr-
er noch einmal alles aus seiner alten Karre raus und wir rasen im Schneckentempo die let-
zte steile Rampe bis zum Parkplatz hoch. Die Perlen auf seiner Stirn, das schweißgetränkte
Hemd und das gezwungene Grinsen in seinem Gesicht geben mir das Gefühl, dass der Fahr-
er selbst nicht mehr mit dieser schier übernatürlichen Leistung seines Wagens gerechnet hat.
Kein Wunder, waren wir doch auf dem Parkplatz das einzige Taxi, flankiert von allradan-
getriebenen Geländetrucks und Jeeps.
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