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lasse und nicht wie jährlich über 20 Touristen in einer Holzkiste. Und so lege ich diese
Gedanken schnell wieder ab. Schmeiße sie in die Mülltonne wie ein altes, zerlöchertes Paar
Wandersocken und gehe vergnügt weiter.
Da ist es, das Mweka Gate . Das hier ist wahrlich ein Sammelbecken für alle Touren, die
sich in den letzten Tagen am Berg rumgetrieben haben. Die Anzahl an Menschen, die hier
scheinbar unkontrolliert wie ein Haufen Ameisen durcheinanderlaufen, überrascht mich.
Da haben wir Klienten, ihre Bergführer, Köche und Träger, dazu noch Unmengen an Aus-
rüstung. Alle wuseln kreuz und quer und scheinen sich zu freuen, endlich den Dreck von
den Jacken abklopfen und sich anschließend in alle vier Himmelsrichtungen verstreuen
zu können. Doch bevor es soweit ist, bevor ich nach Moshi aufbrechen kann, muss ich
wie alle anderen Klienten auch ein letztes Mal meinen „Kaiser Wilhelm“ in das Park-
Buch eintragen. Dieser dynamische Kugelschreiberabdruck dient als offizieller Beweis,
dass der Typ, der vor sechs Tagen den Park am Machame Gate betreten hat, auch wirk-
lich den Kilimanjaro National Park verlässt und nicht irgendwo im Nirgendwo verschol-
len ist. Nicht unrasiert mit den Diademmeerkatzen von Baum zu Baum springt oder sich
am Boden einer Fels- und Gletscherspalte für immer zum Schlafen gelegt hat. Geduldig
reihe ich mich ein und lasse die Prozedur über mich ergehen. Anschließend lässt Gasper
mich wieder, wie auch schon vor sechs Tagen am Machame Gate , in einem Holzverschlag
warten und ich ergreife die Chance, um in weniger als einer Viertelstunde mein Lunch-
paket restlos aufzufuttern und um meine schlammverschmierten Wanderstiefel für zwei
Dollar blitzeblank putzen zu lassen. Die Hetzerei hätte ich mir aber getrost sparen können.
GeschlagenezweiStundensitzeichindiesemHolzverschlagfest,währendsichdas Mweka
Gate immer mehr leert. Ein allradbetriebener Jeep oder Laster nach dem anderen bricht mit
den restlichen Teams und Klienten auf. Fast hätte ich die Hoffnung schon aufgegeben, zu-
mal von meinem Guide wieder mal jede Spur fehlte, was bei diesem recht überschaubaren
Sammelpunkt schon nahezu unmöglich ist, bis auch ich endlich von ihm abgeholt werde.
Von einer Mitfahrgelegenheit fehlt jedoch immer noch jegliche Spur. Die Erklärung fol-
gt auf dem Fuße. Wie sich herausstellt - und wie sollte es auch anders sein - hat es der
gute, alte Toyota meiner Company nicht mehr ganz bis zum Gate geschafft und versucht
seit über einer Stunde den matschigen und tiefspurigen Weg hinaufzukommen. Es bleibt
uns also nichts weiter übrig, als dem geländeuntauglichen Vehikel einen Kilometer en-
tgegenzugehen. Meine frisch geputzten Wanderstiefel freut das natürlich ungemein. Sie
versinken wieder im zentimeterdicken Schlamm. Aber besser das, als noch eine weitere
Stunde sinnlos am Gate zu warten oder gar den ganzen Weg nach Moshi zu Fuß zurückle-
gen zu müssen. Darauf habe ich gerade überhaupt keine Lust. Zum Glück haben Gasper
und ich die Möglichkeit, mit dem Auto zu fahren. Ganz im Gegenteil zum unglücklichen
Rest meines Teams, das tatsächlich schon seit über einer Stunde zu Fuß nach Moshi un-
terwegs ist. Eine Viertelstunde später sitze ich mit meinem Guide wieder im nostalgischen
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