Travel Reference
In-Depth Information
über seine Geschenke und ich werde den Eindruck nicht los, dass ihm der Rest seines
Teams auf einmal gar nicht mehr so wichtig ist. So viel zum Charakter.
Gut gestärkt durch das üppige Frühstück, geht es dann gegen neun Uhr los. Ziel ist das
Mweka Gate auf 1.800 Metern. Von dort aus soll es mit dem Auto weiter nach Moshi ge-
hen, wo meine Tour dann offiziell endet. So ist jedenfalls der Plan laut Gasper, der mit
seiner schicken neuen Jacke stolz durch das gesamte Camp flaniert. Ich freue mich irgend-
wie für ihn und hätte gern noch mehr von meiner Ausrüstung und Kleidung an die Team-
mitglieder verschenkt. Aber leider war alles andere nur von Freunden und Familie geborgt
oder für den Rest meines Afrikaaufenthaltes unabkömmlich. Für den sehr unwahrschein-
lichen Fall, dassichmirsoeine TourderQualen nocheinmal antue, nehme ichmirfestvor,
diesbezüglich besser präpariert zu sein. Doch noch bin ich nicht mal richtig von diesem
einen Berg runter. Noch geht es jetzt erst mal zu Fuß weiter in Richtung Mweka Gate . Im-
mer im Gepäck: ein lachendes und ein weinendes Auge. Zum einen bin ich froh, endlich
den Berg verlassen zu können. Dabei freue ich mich am meisten auf eine warme Dusche,
ein anständiges WC und ein gemütliches Bett. Auf der anderen Seite bin ich auch traurig,
dass mein Kilimandscharo-Abenteuer jetzt bald vorbei sein soll. Es ist fast so, als würde
ich einen liebgewonnenen Freund in der Wildnis zurücklassen, während ich gezwungener-
maßen in die schnöde Zivilisation aufbreche. Aber noch ist es nicht soweit. Noch bin ich
am Berg. Noch kann ich jede Minute mit ihm voll auskosten.
Nach nur wenigen hundert Höhenmetern tauchen wir wieder in den unvergleichbaren
tropischen Regenwald ein. Und auf meinem Weg bergab bleibe ich immer wieder fasziniert
stehen. Sauge die Umgebung förmlich in mich auf. Denn wohin ich auch schaue, überall
findet man die typische Regenwaldvegetation, bestehend aus einer Vielzahl von Pflanzen,
vor allem Flechten, Moosen, Baumfarnen und riesigen Laubbäumen. Alles erstrahlt in
einem kräftigen und saftigen Grün. Mittendrin jagen sich allerhand prächtige, schwarz-
weiße Colobusaffen lautstark durch das Geäst der Laubbäume. Ein Spektakel, dem ich
stundenlang zusehen könnte. Durch eine Lücke in den Baumkronen sieht man die
schneebedeckten Hänge des majestätisch aufragenden Kibos . Einfach unvorstellbar, wie
weit dieser nun entfernt ist. Einfach unvorstellbar, dass ich noch vor vierundzwanzig Stun-
den dort oben stand. Und welch Widerspruch, welch entsetzliche Unwirklichkeit, dass sol-
ch bedrückende, unvorstellbare Schönheit gleichzeitig derart gefährlich sein kann. Eine
Gefahr, die ich noch vor einigen Stunden deutlich zu spüren bekam und an die dieses
atemberaubende Panorama einen unbefleckten Beobachter nicht einmal im Traum denken
lässt. Wie auch, es wäre gelogen, wenn ich auch von mir etwas anderes behaupten würde.
Mir ging es genauso. Man steht im Regenwald und schaut sich diese in weiß getünchte
Bergspitze an,fantasiert übereinegemütliche Winterwanderung undeinenkolossalen Aus-
blick über die unendlichen Weiten Afrikas und verschwendet nicht einen müden Gedanken
Search WWH ::




Custom Search