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ich mich wieder in die Sonne und genieße das Pochen in meinen Schläfen und lausche den
Klängen der ambitionierten Sambaschule, die in meinem Schädel gerade unbeirrt zu un-
geahnter Hochform aufläuft.
Paracetamol? Für den Arsch! Die halbe Stunde am Lava Tower hat mir deutlich spürbar
zugesetzt und es klingt in meinen Ohren wie Engelschöre, als Gasper mir erzählt, dass wir
jetzt wieder absteigen. Warum auch immer und wie weit genau will er mir nicht verraten.
Das ist mir aber auch herzlich gleichgültig. Hauptsache es geht bergab und die dickbusigen
Sambatänzerinnen machen endlich die Fliege.
Anscheinend diente dieser Abstecher heute zum Lava Tower lediglich dazu, um die
Akklimatisierung zuforcieren. Irgendsoetwas habe ich auch schonmal ineiner Dokuüber
Bergsteigen gesehen. Immer getreu dem Motto: hoch gehen, tief schlafen. Aber mal ehr-
lich, wenn es mir bei gerade mal 4.500 Metern so mies geht und ich mich fühle wie ein ge-
prügelter Hund,will ichmirerstgarnichtausmalen, wasmichbeiHöhenjenseits der5.000
Metererwartet.DiegrößtenSorgenmacheichmirallerdingsummeinehämmerndenKopf-
schmerzen. Die und die verbreiteten Horrorgeschichten von Bergsteigern, die mit Gehirnö-
demen in Folge einer Höhenerkrankung vom Berg abtransportiert werden mussten. Und
wie man munkelt, ist das eventuell auch ein Grund dafür, dass in der deutschen Botschaft
angeblich eigens eine Kühlkammer für Leichen eingerichtet wurde.
Wie auch immer, nun geht es erst mal wieder bergab und wir lassen den Kibo linker Hand
liegen. Der Weg führt anfangs ziemlich unspektakulär über staubig, steinigen Geröllboden
und kleinere Hügelketten, bis der Pfad seitlich an einem Hang entlang in ein Tal mündet.
Stetig geht es weiter bergab. Meter um Meter in einem rasanten Tempo über Stock und
Stein. Dabei habe ich das seltsame Gefühl, dass wir bei diesem Affenzahn, den Gasper
an den Tag legt, wahrscheinlich gleich wieder vor dem Machame Gate stehen. Wieder am
Beginn meiner Reise. Dass er mir dort auf die Schulter klopft und irgendeinen Quatsch
erzählt. Irgendetwas wie: „bei deiner gesundheitlichen Verfassung war es besser...“, oder
„unter diesen Umständen konnte ich nicht für deine Sicherheit garantieren...“. Ich bin zwar
kein Verschwörungstheoretiker, aber davon hat man doch schon mal gehört, oder nicht?
Davon, dass die Companies gar nicht daran interessiert wären, die Bergtouristen bis ganz
nach oben auf den Gipfel zu führen. Dass es ihnen ganz gelegen kommt, wenn die Touren
vorzeitig abgebrochen werden müssen. Dass sie dann mit den freigewordenen Besteigung-
steams neue Klienten auf den Berg schleppen können und frische Kohle scheffeln. Aber
nicht mit mir.Denen werde ich ein paar ordentliche Takte erzählen. Docheskommt anders.
Vorerst.
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