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ar laut Freund Wikipedia lediglich die Hälfte des Gehaltes auf Meeresniveau haben. Bis
zum Gipfel sind es aber noch mindestens zwei, drei Tage und es gilt etliche Höhenmeter
zu überwinden. Meine einzige Chance ist es, dass sich mein sauerstoffverwöhnter Flach-
landkörperschnelldarananpasst.Dasserschnellstmöglich zusätzliche roteBlutkörperchen
produziert und den dringend benötigten Sauerstoff auch bis in die letzte meiner gehetzten
Zellen pumpt. So die schnöde Theorie, so der banale Plan. Aber wie das mit Plänen so ist:
kein Schwein hält sich daran. Stattdessen scheint sich mein Körper auch zu denken: „im-
mer mit der Ruhe, nicht nötig“ und lässt mich weiter leiden. Also genieße ich das wohlig-
warme Gefühl in meinem Kopf als würde eine ganze Sambaschule darüber trampeln und
muss erst einmal damit vorliebnehmen, dass sich meine Atemfrequenz bemerkbar erhöht
hat. Und weil mir eh nichts weiter übrig bleibt, stapfe ich weiterhin sehr langsam, aber ge-
wohnt motiviert bergauf. Weiter in Richtung Pfeilspitze. Pole pole!
Endlich, endlich erreichen wir gegen Mittag diesen sogenannten Lava Tower , der auf 4.470
Metern liegt und damit fast die Höhe des Mount Merus (4.570 m) hat. Ich bin elendig
müde und habe einfach nur das Bedürfnis, mich rücklings auf einen Felsen zu legen und
die Augen zu schließen. Nichts leichter als das. Wenn es hier eins im Überfluss gibt,
dann sind es Sand und Felsen. Kleine und große Felsen, runde und eckige, scharfkan-
tige oder stumpfe. Einfach alles, was ein Geo- und Petrologenherz höherschlagen lässt.
Daher klettere ich über ein paar Felsen, vorbei an anderen Bergsteigern, schmeiße mein-
en Rucksack in die Ecke und bette mich in eine sonnenerfüllte, windgeschützte Nische,
immer in der Hoffnung, dass der hämmernde Schmerz in meinem Schädel nachlässt. -
Leider vergebens. Stattdessen reißt mich das Krächzen einiger Vögel aus meiner Lethargie.
Einer dieser gefiederten Diebe traut sich doch tatsächlich an meinen Rucksack und ver-
sucht, mein Lunchpaket zu plündern. Unglaublich. Leicht verdutzt und zugleich amüsiert,
beobachte ich wie dieser kleine Scheißer an der Plastikfolie zerrt, die köstlichen Hüh-
nerschenkel fest im Blick, doch ebenso unerreichbar. Vorbei. Mit einer Handvoll Kiesel-
steinen beende ich sein Treiben, um mich dann selbst über das Lunchpaket herzumachen.
Aber irgendwie fehlt mir der Appetit. Gar nicht gut, sage ich zu mir und setze ein wei-
teres Häkchen hinter meine Checkliste für Höhenkrankheit. Dabei lässt mich der kleine
Scheißer die ganze Zeit nicht aus den Augen. Er belauert mich förmlich und es ist mir
fast etwas unheimlich, wenn er mich mit seinem Blick aus pechschwarzen Augen durch-
bohrt. Er hüpft beidbeinig immer näher an mich heran, nur um dann wieder kurz vor mir
und seiner begehrten Beute panisch mit ein, zwei kräftigen Flügelschlägen zu flüchten. Ein
Spielchen, was sich eine ganze Zeitlang wiederholt. Gönnerhaft wie ich heute Mittag bin
und froh über diese kleine Ablenkung, werfe ich ihm meine angeknabberte Keule hin, was
er standesgemäß mit fidelem Krächzen quittiert. Hastig schlingt er das Hühnchen runter
und kann anscheinend damit seinen mit Kernseife gebeutelten Magen etwas besänftigen.
Während der Weißnacken sich und seine Beute gegen andere Artgenossen verteidigt, lege
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