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formierten und Lutheranern war. 1933
wurde sie wiederum zum Schauplatz
der »Rührkomödie«, wie Goebbels den
Handschlag von Hindenburg und Hit-
ler nannte, der zur Legitimierung des
NS-Regimes diente. Seit der Wende
setzen sich viele Bürger mit Spenden
für den Wiederaufbau ein. Das be-
rühmte Carillon, das Glockenspiel,
wurde bereits nachgebildet, eine Aus-
stellung informiert über das Projekt.
ben bietet der »Hammer«, die ehema-
lige Schmiede des Kutschstalls, tgl. ab
9 Uhr schmackhafte Bistro-Küche an
(Tel. 0331 951 05 85) mit der Dauer-
ausstellung »Land und Leute« zur Zeit-
reise durch die brandenburgische Ge-
schichte ein. Rund 400 Objekte wie
Stadtmodelle, Porzellan, Kleider, Fo-
tos, Filme und Multimedia-Stationen il-
lustrieren u. a. die kulturellen Leistun-
gen der Zisterzienser, die Bedeutung
der Glashütten oder das Leben frühe-
rer Fischer. Außerdem widmen sich
Ausstellungen speziellen Themen oder
Persönlichkeiten Brandenburgs.
Rund um den Neuen Markt
Bürgerschaftliches Engagement hat
auch bewirkt, dass auf dem von Karl
von Gontard um 1771 mitgestalteten,
ungewöhnlich prunkvollen Militärwai-
senhaus wieder eine Caritas-Figur
den von Säulen getragenen, filigranen
Turmaufsatz krönt. Besonderes Pracht-
stück des historischen Zentrums ist
aber der benachbarte Neue Markt, der
sich zwischen Breiter Straße und Canal
versteckt und als einer der schönsten
Barockplätze Europas gilt. Als Markt-
platz wurde er ohnehin nie genutzt,
vielmehr entstand er als ›Nebenpro-
dukt‹ der für die Hofhaltung nötigen
Wirtschaftsgebäude für Pferde, Wa-
gen und Kutschen.
Mittelpunkt des Platzes, der von
stattlichen Bürgerhäusern eingerahmt
wird und das Waagehaus umschließt,
ist der von Johann Gregor Memhardt
erbaute Kutschstall. Ende des 18. Jh.
versah Hofbaumeister Andreas Ludwig
Krüger das Gebäude noch mit einem
triumphbogenartigen Portal samt
Quadriga. Bemerkenswert ist, dass die
Figuren neben dem Viergespann nicht
wie sonst üblich der Antike entliehen
sind, sondern ganz lebensnah Stallbur-
schen und den Leibkutscher Friedrichs
des Großen abbilden. Heute lädt hier
das Haus der Brandenburgisch-Preußi-
schen Geschichte (Tel. 0331 620 85
50, www.hbpg.de, Di-Do 10-17, Fr
10-19, Sa, So 10-18 Uhr). Gleich dane-
Barocke
Stadterweiterungen
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Hinter dem Neuen Markt ist vor eini-
gen Jahren mit Hilfe von Spenden der
alte, zugeschüttete Stadtkanal wie-
der hergestellt worden. Mindestens
einmal im Jahr wird er mit Wasser ge-
flutet - künftig sollen noch weitere
Teile freigelegt werden.
Auf der anderen Seite des Stadtka-
nals erstreckt sich das relativ geschlos-
sene Gebiet der barocken Stadterwei-
terungen. Vor allem in der Wilhelm-
Staab-Straße folgt ein barockes Palais
dem anderen. Zur Zeit Friedrichs II.
wurden die eingeschossigen Typen-
häuser, die der Soldatenkönig erbauen
ließ, mit einem weiteren Stockwerk
und allerlei schmückenden Elementen
versehen, während an den Rückseiten
eher gespart wurde. Besonders schön
ist das Gebäude in der Wilhelm-Staab-
Straße 10, in dem sich der von 1830-
1849 nach Plänen Schinkels entstan-
dene Nikolaisaal , Potsdams bedeu-
tendster Konzertsaal, befindet. Zum
Jägertor und zum Nauener Tor hin ha-
ben sich indessen die eingeschossigen
Typenhäuser erhalten, die Friedrichs
Vater für seine Soldaten bauen ließ.
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