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Lange Zeit schien auch noch der Geist
der DDR-Zeit nachzuwirken, der von
einem großen Putzrelief im Treppen-
haus des Schlosses abzulesen ist: In so-
zialistischer Verbrämung zeigt es einen
feisten Gutsherrn mit Dreizack und Sä-
bel, der sich gerade selbst eine Birne zu
Genuss führt, während vor ihm ma-
gere Kinder auf Knien die Hand auf-
halten und sozialistische Frauen die
Kinder klassenkämpferisch mit Birnen
versorgen.
Infos und Adressen
Ribbeck: E 5
Alte Brennerei: Am Birnbaum 25,
Tel. 033237 889 01, www.vonrib
beck.de. Hier werden heute Bal-
samessige, Edelbrände und Liköre
hergestellt.
Schloss Ribbeck: Theodor-Fontane-
Str. 10, Tel. 033237 859 00,
www.ribbeck-havelland.de,
Mai-Sept. tgl. 10-17, März, April,
Okt.-Dez. Di-So 10-17 Uhr. Im
Schloss befinden sich außer den
Ausstellungsräumen auch Touris-
teninformation, Standesamt und
ein à-la-carte-Restaurant (12-21
Uhr). Spezialität sind u. a. die
hausgemachten Schlosstrüffel.
Alte Schule: Am Birnbaum 3, Tel.
033237 854 58. Aus der Dorfschule
ist ein kleines Museum mit Café,
Gartenterrasse und Fahrradverleih
geworden.
Café Theodor: an der B 5, Tel. 033
237 859 59, www.cafe-theodor.de,
Di-Fr 10-18, Sa, So, Fei 10-19 Uhr.
Kaffee, Kuchen, kleine Speisen im
Sommergarten oder Kaminzim-
mer. Mittagessen ab 3,50 €.
Sehenswert ist auch der liebevoll
angelegte Bibelgarten hinter dem
Pfarrhaus. Außerdem führt von
hier ein Barfußpfad mit Fühl- und
Tretstation zum 2 km entfernten
Kinderbauernhof Marienhof.
Rückkehr nach Ribbeck
Vor diesem Hintergrund war die Rück-
kehr der von Ribbecks ein mutiges Un-
terfangen. Aber 1998 wagte Friedrich-
Carl den Schritt. Als Enkel von Hans
Georg Karl Anton von Ribbeck, dem
letzten Herrn von Ribbeck, der 1945 als
überzeugter Gegner Hitlers im Kon-
zentrationslager Sachsenhausen ums
Leben kam, kaufte er den Kutsch- und-
Pferdestall der Familie zurück und be-
gann, in Ribbeck Birnenessig herzu-
stellen. Gleichzeitig engagierte er sich
im dörflichen Leben. Anfänglich wurde
ihm noch Misstrauen entgegenge-
bracht, doch mit der Zeit wuchs die
neue Dorfgemeinschaft zusammen.
Dazu beigetragen hat die Arbeit des
Kulturvereins, der Kulturveranstaltun-
gen wie die Ribbecker Sommernacht
organisiert und sich für die Sanierung
des Schlosses stark gemacht hat, und
der engagierte Pfarrer Möhring, der
die Kirche für Besucher öffnete. In dem
einschiffigen Saalbau aus dem 14. Jh.,
der später barock überformt wurde
und in dem noch ein Stumpf des frü-
heren Birnbaums steht, finden nicht
nur Konzerte und Ausstellungen statt.
Hier gibt es auch täglich Kirchenkaffee
mit Kuchen, den Frauen aus dem Dorf
- natürlich auch mit Birnen - backen.
die starken Motoren, und mit den
breitachsigen, herrischen Fahrzeugen
das Dorf besetzten wie es seit den rus-
sischen Panzern, dem Luftwaffenge-
bell und den Ribbeckschen Jagdfesten
nicht mehr besetzt war …«, beschreibt
der Schriftsteller Friedrich Christian
Delius in seiner Erzählung »Die Birnen
von Ribbeck« die damalige Stimmung.
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