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Martine Kabitzsch - alte Kochbücher
derer von Arnim aus dem 19. Jh. zur
Hand, stellte Apfelbrände, Apfelcara-
mel und die sogenannten Arnim-Tha-
ler - Kekse mit Äpfeln - her, dann ka-
men Chips, Balsamico, Likör, Gelee mit
Zimt oder Ingwer und Chutneys mit
oder ohne Chili dazu. Mal wird das
Obst getrocknet, mal gebacken, ge-
kocht oder zu Plätzchen verarbeitet.
Aber jedes Mal kommt eine kleine De-
likatesse dabei heraus. »Manchmal
liegt einem das Glück zu Füßen, man
muss es nur aufheben«, blickt Daisy
von Arnim auf die Anfänge ihrer Er-
folgsgeschichte zurück. Und tatsäch-
lich: Was mit dem Verwerten scheinbar
nutzloser Äpfel begann, hat sich zu ei-
nem schwunghaften Handel entwi-
ckelt. In ganz Deutschland vertreibt
Daisy die fruchtigen Köstlichkeiten, die
sie zusammen mit anderen Uckermär-
kerinnen in Haus Lichtenhain herstellt.
Im Boitzenburger Land unterhält sie
auch einen Hofladen und lädt hin und
wieder zur Landpartie mit Apfelmenüs
und Lesungen ein.
landschaft von Nord- und Ostsee wurde
er angepflanzt, um mit seinem Wur-
zelwerk der Bodenerosion entgegen-
zuwirken.
Doch auf den märkischen Sandbö-
den gedeiht er mindestens genauso
gut und kann Wind und Wetter, vor al-
lem harten Frost vertragen. Allerdings
ist die Ernte relativ aufwändig. Erst
müssen die Fruchtzweige vom Strauch
geschnitten, dann die Beeren von den
Zweigen gerüttelt oder schockgefro-
ren und schnell verarbeitet werden,
um die kostbaren Vitamine zu erhal-
ten. Das macht die Zitrone des Nordens
relativ teuer. »Aber ich glaube einfach
an die gesundheitsfördernde Wirkung
der Frucht«, erklärt Christine Berger.
»Schließlich enthält sie neun Mal soviel
Vitamin C wie eine Orange. Außerdem
Beta Carotin und die Vitamine E und
K«. Im Übrigen beweist sie, dass die
Beeren auch das Zeug zum Lifestyle-
Produkt haben. Um die fünfzig Sand-
dorn-Erzeugnisse sind in ihrem Hofla-
den zu finden. Von Marmelade über
Saft, Honig, Tee und Senf bis hin zu
Gummibärchen mit Sanddorn. Aus der
eigenen Fabrik kommen außerdem
Wein, Likör und leuchtend orangefar-
bener Secco. Wer Appetit bekommt,
kann gleich nebenan in der freundli-
chen ›Orangerie‹ mit hübscher Garten-
terrasse Platz nehmen, wo Lachs in
Sanddorn-Ingwersauce, Salate mit
Sanddorn-Vinaigrette oder in Sand-
dorngeist flambierte Kaninchenleber
auf der Speisekarte stehen.
Ob es ein Zufall ist, dass es jedes Mal
Frauen waren, die als Quereinsteige-
rinnen mit einer Mischung aus Boden-
ständigkeit, Kreativität und Unterneh-
mergeist aus so alltäglichen Dingen
wie Obst und Blüten pfiffige Ge-
schäftsideen entwickelten und inzwi-
schen die Früchte ihres Erfolgs ernten
können?
Die Zitrone des Nordens
Inspirieren ließ sie sich in gewisser Hin-
sicht vom Frucht-Erlebnis-Garten im
Havelland: »Christine Berger ist so et-
was wie meine große Schwester«,
meint die Apfelgräfin im Hinblick auf
die Obstbäuerin, die sich ganz dem
Sanddorn verschrieben hat. Wo sich
der Glindower See an die Grellebucht
bei Petzow schmiegt, baut sie die ko-
rallenroten Früchte auf sechzig Hektar
zusammen mit duftenden Kräutern,
Hagebutten und Gartenblumen zum
Selberpflücken an (s. S.103). Als sie An-
fang der 1990-Jahre damit begann,
war Sanddorn in Deutschland noch re-
lativ unbekannt. Nur in der Dünen-
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