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Systematischer Massenmord -
vom Turm A zur Station Z
Man betritt das Gelände über die ehe-
malige Waffenmeisterei, wo heute das
Besucherzentrum einen Überblick über
den 400 ha großen Komplex in Form ei-
nes Dreiecks gibt. Über die Lagerstraße,
auf der auch die Häftlinge in das KZ
getrieben wurden, gelangt man zum
Turm A
, dem Eingang zum Lagerbe-
reich mit der zynischen Aufschrift »Ar-
beit macht frei«. Um die 200 000 Men-
schen aus allen Teilen Europas wurden
hier inhaftiert. Zehntausende von ih-
nen starben an den Folgen von Hunger,
Zwangsarbeit, Misshandlung oder
Mord. 1941 wurde eine Massenerschie-
ßungsanlage errichtet, in der systema-
tisch 13 000 bis 18 000 sowjetische
Kriegsgefangene hingerichtet wurden.
Dicht beim Turm A informiert ein
Museumsgebäude
mit Kunstwerken,
Filmen und Hörbeispielen über das Vor-
gänger-KZ. Bereits 1933 gab es im Zen-
trum der Stadt Oranienburg ein erstes
Konzentrationslager, welches 1936
durch das wesentlich größere und ver-
steckter gelegene KZ Sachsenhausen
vor den Toren der Stadt ersetzt wurde.
Weiter geht es über einen großen
Appellplatz am ehemaligen Standort
des Galgens vorbei zu Häftlingslagern,
Häftlingsküche und -wäscherei. Die 68
Wohnbaracken
waren halbkreisförmig
in vier Reihen um den Appellplatz an-
geordnet - in Baracke 39 berichten 20
Häftlinge in einer medialen Ausstellun-
gen mit Tondokumenten vom Alltag
im Lager. In den Krankenrevierbara-
cken informiert eine kleine Ausstellung
über »Medizin und Verbrechen«.
In einem weiteren angrenzenden
Teil des Geländes sind auch der Er-
schießungsgraben, ein Gräberfeld mit
Asche von KZ-Opfern sowie der zen-
trale Gedenkort
Station Z
zu sehen,
der 1994 zum 60. Jahrestag der Be-
freiung des Lagers eingerichtet wurde.
1942 hatten hier Lagerinsassen auf Be-
fehl der SS ein massives Gebäude mit
Krematorium samt vier Verbrennungs-
öfen, Leichenhalle und Genickschuss-
anlage zu errichten, das der perfiden
Logik der NS-Verbrecher folgend Sta-
tion Z hieß - die Opfer sollten alle Sta-
tionen von A bis Z durchlaufen.
Sowjetisches Speziallager
Weiter entfernt liegen der Industrie-
hof mit Werkstätten, in denen die La-
gerinsassen Zwangsarbeit leisten
mussten, außerdem der Bereich mit
dem
Museum Sowjetisches Spezialla-
ger
. Von August 1945 bis 1950 unter-
hielt der sowjetische Geheimdienst
hier sein Speziallager Nr. 7, in dem
nicht nur NS-Funktionäre, sondern
auch willkürlich Verhaftete einsaßen.
Von insgesamt 60 000 Gefangenen
starben rund 12 000 an Mangelernäh-
rung oder Krankheiten - 7000 von ih-
nen liegen in den Massengräbern ne-
ben dem Museum.
Büros der Schreibtischtäter
Letzte Station auf dem Rundgang ist
schließlich das einige 100 m entfernte
T-Gebäude
, wo von 1938 bis 1945 die
›Schreibtischtäter‹ saßen. Original er-
halten geblieben ist z. B. das Arbeits-
zimmer des obersten Chefs des KZ-Sys-
tems. Nach der Evakuierung des Lagers
starben noch einmal Tausende von
Häftlingen auf den sogenannten To-
desmärschen - an ihr Schicksal erinnert
das
Museum des Todesmarsches
bei
Wittstock
. Zur Stiftung gehört auch die
Gedenkstätte im ehemaligen KZ Ra-
vensbrück
weiter nördlich von Ora-
nienburg bei Fürstenberg, in dem
1939-1945 rund 132 000 Frauen und
Kinder, 20 000 Männer sowie 1000 Ju-
gendliche aus 40 Nationen inhaftiert
und z. T. umgebracht wurden.