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Die Gurke, die im Spreewald angebaut
und nach traditionellen Rezepturen
eingelegt wird, ist so etwas wie der ku-
linarische Botschafter der Region. Des-
halb wurde nach ihr auch der Radwan-
derweg benannt, der sich auf 250 km
durch das Biosphärenreservat schlän-
gelt. Symbol ist ein radelndes Gurken-
männchen. Wer ihm folgt, lernt die
ganze Vielfalt der Landschaft mit
Fließen, Teichen, Hochwald, Gurkenfel-
dern und Wiesen kennen, die Balsam
für Augen und Seele ist. Zwischendurch
geht es an verschlafenen Streusiedlun-
gen, Rundlingsdörfern, Heimatmuseen
und allerlei Gasthäusern vorbei, wo
man sich natürlich auch mit Gurken so-
wie den typischen Pellkartoffeln mit
Quark und Leinöl stärken kann.
Links und rechts Kanäle mit träge flie-
ßendem Wasser, Schilf und Enten-
grütze, die von hohen Erlen, Eschen
und Birken gesäumt werden, dahinter
eine kleine Wildnis aus Moor und Ge-
strüpp. Aufmerksamen Radlern fällt
bald die eigentümliche Stille auf, die
über allem liegt - die archaische Wald-
landschaft scheint alle Geräusche zu
verschlucken. Nur intensives Vogelge-
zwitscher ist je nach Jahreszeit zu ver-
nehmen. So kommt, während sich die
Räder gemächlich in den Speichen dre-
hen, eine fast meditative Stimmung
auf. Hin und wieder sind allerdings
kleine Holzbrücken zu überwinden, wo
das Fahrrad die Treppenstufen hinauf-
und hinabgetragen werden muss.
Zum Freilichtmuseum in Lehde
Nach etwa 2 km erreicht man den Orts-
teil Lehde , ein kleines Lagunendorf,
das mit seinen teils 200 Jahre alten
Blockhausbauten und üppig blühen-
den Bauerngärten komplett unter
Denkmalschutz steht. Wie hier das Le-
ben in früheren Zeiten aussah, zeigt
das Freilandmuseum mit drei altwen-
dischen Hofanlagen, einer historischen
Trachtenausstellung, der ältesten
Kahnbauerei von 1884, Blaudruck-
werkstatt und Töpferei (April-Sept.
tgl. 10-18, Mitte Sept.-Ende Okt.
10-17 Uhr). Das Bauernhaus- und Gur-
kenmuseum veranschaulicht stattdes-
sen Anbau und Einlegeverfahren der
Gurken (An der Dolze 6, April-Okt.
10-18 Uhr). Die ›Saure-Gurken-Zeit‹
begann schon im 6. Jh. mit den ersten
slawischen Siedlern. Nachdem das Ge-
müse hier aufgrund des feucht-war-
men Mikroklimas besonders gut ge-
dieh, sorgten holländische Tuchma-
cher im 17. Jh. für einen verstärkten
Anbau. Die nach regionalen Rezeptu-
ren mit Salz, Essig und vor allem Kräu-
tern wie Thymian, Dill, Basilikum oder
Start in Lübbenau
Ein guter Ausgangspunkt für einen
kleineren Streckenabschnitt ist Lübbe-
nau (s. S. 149). Als touristisches Zen-
trum des Spreewalds ist es nicht nur
gut mit dem Zug erreichbar (z. B. von
Berlin aus), es gibt auch mehrere Fahr-
radverleihstellen. Zudem werden hier
in der warmen Jahreszeit begleitete
Radtouren angeboten. Da sich von
Lübbenau aus der Gurkenanbau zu ei-
nem bedeutenden Erwerbszweig der
Region entwickelte, sind rund um das
Städtchen auch heute noch die meis-
ten Gurkeneinlegereien und Konser-
venfabriken zu finden, die z. T. zur Be-
sichtigung einladen.
Vom Bahnhof fährt man über die
Poststraße ins Zentrum von Lübbenau,
wo die Pfarrkirche St. Nikolai und die
Postmeilensäule aus der Zeit Augusts
des Starken stehen. Von da aus radelt
man am Schloss Lübbenau und dem
dazugehörigen Landschaftspark vor-
bei auf den Lehdschen Weg. Kaum hat
man das Städtchen hinter sich gelas-
sen, ist man in einer anderen Welt:
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