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Eine Fischerkate als Museum
Die Werke der genannten Künstler
sind im Museum der Havelländischen
Malerkolonie in der Ortsmitte zu be-
wundern. Die Initiative ging vom För-
derverein Havelländische Malerkolo-
nie e. V. aus. 2002 erwarb die Ge-
meinde eine hübsche reetgedeckte
Fischerkate aus dem 18. Jh., die ihrer-
seits beliebtes Motiv der Maler war, sa-
nierte sie und eröffnete sie schließlich
2008 als Museum. In der unteren Etage
sind um die 25 Gemälde zu sehen, da-
runter Karl Hagemeisters »Weißer
Mohn« von 1881 und Carl Schuchs
»Bauernhaus in Ferch am Schwie-
lowsee«, im oberen Stockwerk stellt
ein zweiter Ausstellungsbereich mit
Fotografien, Handschriften und ande-
ren Dokumenten die Verbindung zwi-
schen Künstlerbiografien, Schwielow-
see und der Metropole Berlin her.
Bevor er hier 1958 starb, malte er un-
zählige Schiff-, Fischer- und Seebilder.
Auf der Burgstraße geht es zurück
zur Ortsmitte, wo das Kossätenhaus
mit dem Museum der Havelländischen
Malerkolonie (s. u.) steht. Etwas ober-
halb liegt die hübsche Fischerkirche .
Der kleine Fachwerkbau ist um 1630
entstanden, die gewölbte Holzdecke
ähnelt einem umgedrehten Kahn und
ist mit einem naiv anmutenden Wol-
kenhimmel bemalt. Eindrucksvoll ist
auch der in der Mitte hängende, ex-
pressive Taufengel, der die Galionsfi-
gur eines Schiffes sein könnte. Auf
dem Kirchfriedhof haben Maler wie
Hans Wacker ihre letzte Ruhestätte.
Läuft man nun vom Potsdamer Platz
zur Promenade am Schwielowsee hi-
nunter, hat man genau das Panorama
vor Augen, das schon früher die Maler
in ihren Bann zog. Am Wasser geht es
über den idyllischen Wiesensteg zum
Seeweg , wo früher Wilhelm Weick
lebte. Ein Stück weiter duckt sich wie-
derum das strohgedeckte Fachwerk-
haus von Hans-Otto Gehrke hinter ei-
nem von Efeu überwucherten Hügel -
eine schöne hölzerne Brücke verbindet
Atelier und »Wildnisgarten« seines
»Paradieses« mit dem Seeufer. Nach
seinem Studium an der Berliner Hoch-
schule für bildende Künste kam er
1914 an den Schwielowsee, der für die
folgenden sechs Jahrzehnte sein Schaf-
fensort bleiben sollte. Nicht ganz so
lang hielt es Karl Goebel aus, dessen
stattliches Haus im Fachwerkstil in un-
mittelbarer Nachbarschaft steht. 1858
geboren, malte er hier von 1905 bis zu
seinem Tod 1936.
Auf dem Rückweg zur Dorfmitte
lohnt noch ein kleiner Abstecher zum
Fercher Heideweg , wo es die Wir-
kungsstätten von Artur Borghard, Her-
mann Tischlers und Hans von Steg-
mann und Steins zu entdecken gilt.
Die neuen Havelländer
Hin und wieder begegnet man in der
Galerie Alte Metzgerei, an den Tagen
des Offenen Ateliers oder bei Aktio-
nen wie der »Kunsttour Caputh« den
neuen Havelländern. Zwar lässt sich
nicht unbedingt von einer Renaissance
der Havelländischen Malerkolonie
sprechen, doch gibt es diverse Gegen-
wartskünstler, die an die alte Tradition
anknüpfen. Ob Oda Schielicke, der
Mundmaler Thomas Kahlau oder Sie-
grid Müller-Holtz - aus der Umgebung
schöpfen sie die Inspiration für ihre
Werke. »Als Landschaftsmaler übt das
Havelland auf mich einen ganz beson-
deren Reiz aus«, erklärt Olaf Thiede,
der in Potsdam zu Hause ist, aber re-
gelmäßig am Schwielowsee arbeitet.
»Auf kleinstem Raum findet man Hü-
gel und Seen, Wälder, Heideland-
schaft, Schilfgürtel und Moore, dazwi-
schen Bauwerke aus Barock und Re-
naissance. Eine perfekte Mischung.«
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