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Inhalt haben, eine zentrale Rolle spie-
len. Zu den ersten Exilanten zählte Al-
bert V. Thelen (1903-1989), ein der
Mystik zugewandter Lyriker und Über-
setzer, der 1950 in »Die Insel des Zwei-
ten Gesichts« seine Erlebnisse auf Mal-
lorca zwischen 1933 und 1936 in Ro-
manform authentisch dokumentierte
und ein facettenreiches Bild des Mal-
lorca der 1930er-Jahre zeichnete. Sei-
nen Lebensunterhalt verdiente er u. a.
als Sekretär bei Robert Graves. Bis
Kriegsende hielt er sich dann auf dem
portugiesischen Weingut seines Freun-
des, des Dichters und Mystikers Tei-
xeira de Pascoaes versteckt.
Ein weiterer bekannter Flüchtling
war Karl Otten (1889-1963), Kommu-
nist und Schriftsteller. In seinem 1937
entstandenen Roman »Torquemedas
Schatten« thematisiert er die Auswir-
kungen des Spanischen Bürgerkriegs
auf die mallorquinische Gesellschaft.
Bezeichnenderweise gab es damals
auch eine Aufspaltung der in Mallorca
lebenden ca. 3000 Deutschen in An-
hänger von Nationalsozialismus und
Faschismus auf der einen und Republi-
kaner, zu denen sich die exilierten
Künstler ausnahmslos zählten, auf der
anderen Seite.
Auch Harry Graf Kessler (1868-
1937), Diplomat, Museumsdirektor,
Gründer des Deutschen Künstlerbun-
des, Essayist und Mäzen, lebte zwi-
schen 1933 und 1935 auf der Insel und
würdigte sie in seinen Tagebuchauf-
zeichnungen.
lerin Carme Riera (geb. 1948) nicht un-
erwähnt bleiben. In ihrem wichtigsten
Roman »Dins el darrer blau« (»Ins
fernste Blau«) schildert sie die Verhält-
nisse während der Judenverfolgungen
im 17. Jh. auf Mallorca.
In den 1980er-Jahren hat auch Paul
Theroux, Amerikas bekanntester Reise-
schriftsteller (»Der alte Patagonien-Ex-
press«), die Inseln im Rahmen seiner
Recherche für das Mittelmeerbuch
(»An den Gestaden des Mittelmeers«)
besucht. Er nimmt kein Blatt vor den
Mund und bekundet seine Aversion ge-
gen Touristen im Allgemeinen und
Deutsche im Besonderen unverhohlen.
Das Genre der Kriminalromane hat
natürlich auch vor Mallorca nicht Halt
gemacht. Als Besonderheit darf der
Kriminalroman »Der blutige Buchara«
von George Scott gelten, der in seinem
Hotel spielt. Scott ist Eigentümer des
noblen Landhotels Scotts in Binissalem
(s. S. 213).
Literaturhinweise
Reinhard Andress: Der Inselgarten
- das Exil deutschsprachiger Schrift-
steller auf Mallorca. Amsterdam
2001.
Bettina Bannasch, Christiane Holm:
Erinnern und Erzählen. Der Spani-
sche Bürgerkrieg in der deutschen
und spanischen Literatur und in
den Bildmedien. Tübingen 2005.
Carme Riera: Ins fernste Blau. Ber-
gisch Gladbach 2000.
George Scott: Der blutige
Buchara. München 2002.
Wilhelm R. Frieling: Marsmenschen
auf Malle - Reportagen und Ge-
schichten aus Mallorca, Berlin 2008.
Weitere Hinweise zu Veröffentli-
chungen über Mallorca in deut-
scher Sprache s. S. 15.
Reiseberichte und Krimis
Nach dem Zweiten Weltkrieg rückte
die Insel ein wenig ins literarische Ab-
seits. Als Ausnahmeerscheinung ein-
heimischer katalanischer Literatur darf
aber die in Palma geborene Schriftstel-
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