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Kriegsgewinnler
Der Ausbruch des Ersten Weltkriegs er-
öffnet neue Möglichkeiten für das be-
gabte Genie. Kurzerhand kauft er alle
privaten Reedereien Spaniens auf und
vermietet die Schiffe gegen Wucher-
zinsen an die Alliierten, deren eigene
Flotten durch deutsche U-Boote stark
dezimiert waren. Die vielen Tausend
Ohren der Seeleute unter der Flagge
Marchs bedeuteten für die Engländer
überdies eine hochwillkommene,
wenn auch recht kostspielige Ergän-
zung ihres Geheimdienstes.
Juan March aber wäre nicht der ge-
rissene Geschäftsmann, wenn er nicht
gleichzeitig auch der deutschen Ma-
rine so manche Gefälligkeit erwiesen
hätte. Insgeheim legt er in den einsa-
men Buchten der Insel Cabrera Nach-
schubdepots für deutsche U-Boote an,
soll aber auch bedenkenlos deutschen
Kapitänen die Positionen der eigenen
Schiffe verraten haben, um nach deren
Versenkung die Versicherungsprämie
zu kassieren.
verdient und damit das Monopol Ma-
drids untergräbt. Schon bald hat March
das Geschäft fest in der Hand, kontrol-
liert den Weg des Tabaks von der Her-
stellung über die Verschiffung bis zur
Verteilung, wobei er geschickt ver-
steht, durch Bestechung die lokalen Be-
hörden auf seine Seite zu ziehen.
Aufstieg zum
Großgrundbesitzer
Gleichzeitig nutzt Juan March die Ver-
armung der Landbevölkerung, kauft
den Großgrundbesitzern ihre Lände-
reien ab, verwandelt sie in kleine Par-
zellen und veräußert sie mit hohem
Profit an landlose Bauern gegen Ge-
währung von Krediten, die er bald über
eine eigene Bank abwickelt. In wenigen
Jahren hat der ehemalige Schweine-
hirt, getrieben von krankhafter Hab-
gier, ein mafiaartiges Imperium aufge-
Informationen zu Juan March
www.march.es
Museum in Palma: Fundación Juan
March, Museu d'Art Espanyol Con-
temporani, Carrer de Sant Miquel,
11, Palma (s. S. 100).
Museum in Madrid: Fundación
Juan March, Castelló, 77, Madrid.
Museum in Cuenca: Museo de Arte
Abstracto Español Fundación Juan
March Casas Colgadas, Cuenca.
Fehlstart in die Politik
Nach dem Krieg wendet er sich wieder
seiner Lieblingsbeschäftigung, dem Ta-
bakschmuggel, zu, entwickelt ein per-
fektes Verteilungssystem und bringt
das Staatsmonopol zum Erliegen. Als er
jedoch in die Politik einsteigen will, hat
er den Bogen überspannt. Ein ominö-
ser Mordfall an einem Rivalen und die
anwachsende Macht auf Kosten der Ar-
men verbittert die Mallorquiner. Sie
wählen links, und die neuen, nicht kor-
rupten Politiker sperren March ins Ge-
fängnis. Die Genugtuung währt nicht
lange. Nach einem Jahr bricht March
mitsamt den Gefängnisaufsehern aus
und setzt sich nach Gibraltar ab.
baut, das auch vor Eingriffen in die
Weltpolitik nicht zurückschreckt, sofern
sie Gewinne versprechen. Ohne Skrupel
verkauft March den Rifkabylen Ge-
wehre für ihren Befreiungskampf und
rüstet gleichzeitig auf Staatskosten die
spanische Kolonialarmee mit Kleidung
und natürlich seinem Tabak aus.
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