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In den überwiegend aus Kalkstein be-
stehenden Gebirgen Mallorcas, ent-
standen durch Auffaltung des Meeres-
bodens in der Folge des Zusammen-
pralls der afrikanischen mit der
eurasischen Platte, haben sich im Zu-
sammenspiel mit den klimatischen
Besonderheiten karstartige Höhlen ge-
bildet. In diesen führte das eindrin-
gende kohlensäurehaltige Regenwas-
ser durch Ablagerung von Calcit zur
Ausbildung von Stalaktiten (hängend)
und Stalagmiten (stehend). Bisher sind
auf der Insel fünf Höhlen bekannt, von
denen die bedeutendsten bei Porto
Cristo liegen.
zu 40 m breite und 5-8 m tiefe Gewäs-
ser mit großem Aufwand in Szene.
Lautlos gleiten mit Musikern besetzte
Kähne aus dem Dunkel, und der Raum
füllt sich mit den Klängen klassischer
Musik, die im Zusammenspiel mit fan-
tasievollen Lichteffekten eine einzig-
artige Wirkung erzielen, zumal sich die
Höhlen hinsichtlich der Akustik mit
den besten Konzerthallen messen kön-
nen. Nach der auf den Geschmack der
breiten Massen abgestellten Vorstel-
lung kann der Besucher, sofern er Ge-
duld aufbringt, zuweilen selbst ein
Boot besteigen und sich zum anderen
Ufer übersetzen lassen. Angesichts des
Spektakels kommt die Besichtigung
der eigentlichen Attraktion, der über
Jahrtausende gewachsenen Stalakti-
ten, leider zu kurz.
Coves del Drac
Das größte Höhlensystem der Balearen
ist schon seit dem Altertum bekannt
und diente später als Zuflucht bei Pira-
tenüberfällen, war aber immer schon,
wie es der Name Drachenhöhle andeu-
tet, von Legenden umwoben. Bereits
im 14. Jh. machte man sich im Auftrag
des Gouverneurs auf die Suche nach
den Schätzen des Templerordens, jener
mächtigen Mönchsgemeinschaft, die
der Papst 1312 auflöste. Später sollen
auch Piraten das Labyrinth als Versteck
für ihre Beute genutzt haben.
Erst Ende des 19. Jh. erforschte der
Franzose Eduard-Alfred Martel im Auf-
trag und mit finanzieller Unterstüt-
zung Erzherzog Ludwig Salvators die
gesamte Ausdehnung des Systems. Der
Schatz, den er fand, wiegt heute alle
Truhen voller Perlen und Goldmünzen
auf, die hier vermutet wurden - es ist
die Wunderwelt selbst, deren Markt-
wert angesichts der Touristenströme
unermesslich scheint.
Durch stalaktitengeschmückte Säle
mit klangvollen Namen läuft man vom
Eingang hinab zum angeblich größten
unterirdischen See der Welt. Licht- und
Tontechnik setzen das 180 m lange, bis
Coves dels Hams
Die in der Nähe, etwas abseits der nach
Manacor führenden Straße, liegenden
Höhlen verdanken ihren Namen den
wie Angelhaken ( hams ) geformten
Stalagmiten. Das Höhlensystem weist
zwar gut erhaltene, meistens hinter
Gittern versteckte Tropfsteinformatio-
nen auf und ebenfalls einen See mit
Kahn fahrenden Musikanten, kann
aber mit den benachbarten Coves del
Drac nicht konkurrieren - der Eintritts-
preis ist kaum gerechtfertigt! Durch
die neue virtuelle Show - Abenteuer
des Jules Verne - will man das Geschäft
beleben. Der französische Schriftsteller
hat in seinem Roman »Clovis Darden-
tor« (1896) Mallorcas Höhlen als Ort
der Handlung gewählt. Eine Beschrei-
bung erhielt er von seinem Freund und
Erforscher der Höhlen von Drac, Mar-
tel, und aus dem Balearen-Werk des
Erzherzogs.
Von den Höhlen ist es nur ein Kat-
zensprung zum in der zentralen Ebene
liegenden Manacor (s. S. 231).
 
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