Travel Reference
In-Depth Information
Hinter dem kleinen Ort Randa mit sei-
ner bezaubernden Herberge Es Reco
de Randa steigt die Straße schnell in
Kehren an und führt mitten hinein in
das religiöse Kraftzentrum Mallorcas,
auf den Puig de Randa.
Zur Zeit der Reconquista im 13. Jh.
erfreute sich das Eremitentum in
Europa großer Beliebtheit unter den
Gottessuchern und fand seinen Weg
auch nach Mallorca, wobei sich der
Puig de Randa aufgrund seiner Abge-
schiedenheit und exponierten Lage als
idealer Ort der Kontemplation anbot.
Die frühesten Spuren des Eremiten-
tums, etwas über 2 m lange Löcher, die
als spartanischer Schlafplatz dienten,
stammen aus dem 14. Jh. Mehr als ein
Dutzend wurden bisher lokalisiert. Auf
dem Puig de Randa sind aus den be-
scheidenen Eremitagen der frühen Zeit
inzwischen drei Klöster entstanden:
Santuari de Nostra Senyora de Gràcia,
Santuari de Sant Honorat und Santuari
de Nostra Senyora de Cura.
hen Alter von über 80 Jahren in Alge-
rien den Märtyrertod.
Die untere Klause - Santuari de
Nostra Senyora de Gràcia
Von ihrer Lage her ist diese unterste
Klause einzigartig (s. Abb. links). Einem
Schwalbennest gleich klebt sie an einer
senkrechten Felswand, voller Gottver-
trauen - so, wie man sich eine Einsie-
delei vorstellt. Und doch hat man Platz
für einen üppigen Blumengarten ge-
funden, von dem aus der Blick weit
nach Osten bis zu den weißen Hotel-
bauten der Küste reicht, in denen ganz
andere Vorstellungen vom Sinn des Le-
bens herrschen.
1440 hatte der Franziskaner Antonio
Caldés eine Höhle an der Ostwand des
Berges als Stätte der Kontemplation
gewählt und eine erste bescheidene
Behausung mit einer kleinen Kapelle
errichtet, die er der hl. Anna weihte.
Nach dem Tod des Einsiedlers über-
nahm ein anderer Mönch die Klause
und stellte eine wertvolle Madonnenfi-
gur der Nostra Senyora de Gràcia auf.
Als die Eremitage nach seinem Tod im
Jahre 1504 verwaiste, trat die Stadt
Llucmajor auf den Plan und verpach-
tete sie an einen Priester, verbunden
mit der Auflage, allen Lernwilligen Le-
sen und Schreiben beizubringen.
Kirche und Einsiedelei erfuhren im
Lauf der Jahre mehrfach Erweiterun-
gen, und als die Madonnenfigur 1776
auf Anordnung des Bischofs auf den
Hauptaltar gestellt wurde, erhielt die
Eremitage nicht nur einen neuen reli-
giösen Bezug, sondern auch ihren heu-
tigen Namen. Betritt man die kleine
Kirche, so kann man in der ersten Sei-
tenkapelle linker Hand noch die Reste
der ersten Kapelle erkennen, ge-
schmückt mit einem Bildnis der hl.
Anna. Beachten sollte man auch die
kunstvollen Azulejos mit Bibeldarstel-
Llull - der Heilige vom Berg
Die bis in unsere Tage anhaltende reli-
giöse Bedeutung des Puig de Randa ist
eng verbunden mit dem Leben des In-
selheiligen Ramón Llull, der um 1232
als Sohn wohlhabender Eltern in Palma
geboren wurde. Nach einem ausschwei-
fenden Leben entsagte er aufgrund ei-
nes Bekehrungserlebnisses den irdi-
schen Freuden, gab seinen angesehe-
nen Posten als Berater des Königs auf
und verließ seine Familie.
Nachweislich verbrachte er einige
Zeit auf dem Gipfelplateau des Puig,
ehe er sich seiner Lebensaufgabe als
Missionar, Gelehrter, Philosoph und
Dichter widmete (s. u.). Wichtigstes Er-
gebnis seines umfangreichen literari-
schen Werks war die Aufwertung des
Katalanischen zur Literatursprache.
Der Überlieferung nach starb er im ho-
 
Search WWH ::




Custom Search