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Bereits die Römer hatten den Platz am
Ausgang eines schmalen Tals für sich
entdeckt, sprudelten doch hier selbst
im heißen Sommer noch die Quellen
und verwandelten das Land in einen
grünen Garten. Das nach wie vor in üp-
pige Vegetation eingebettete schloss-
artige Gut war bereits unter den Ara-
bern als Al Pich bekannt, ging bei der
Reconquista an den verdienten Ritter
Nunó Sanc, der es in einem schwachen
Moment zehn Jahre später den Zister-
ziensern überschrieb. Als er es zurück-
haben wollte, kam es zu kriegerischen
Auseinandersetzungen mit den wehr-
haften Mönchen, die siegreich blieben
und dem Gebäude Mönchszellen hin-
zufügten. 1447 ging das Gut in priva-
ten Besitz über, erhielt aber erst im
17. Jh. seine heutige herrschaftliche
Gestalt.
»Die leichte Bauart des Hauses steht
im Einklang mit der angenehmen Um-
gebung. Eine schlanke Bogenhalle be-
findet sich auf der Frontseite, und vor
derselben liegt der wirklich bezau-
bernde Garten«, schrieb Erzherzog Sal-
vator von Österreich gegen Ende des
19. Jh. über den Herrensitz. Etliche Er-
weiterungen und Umbauten hat Sa
Granja seit dem 17. Jh. über sich erge-
hen lassen, aus denen ein gewaltiger
verwinkelter Komplex mit unzähligen
Räumen entstanden ist.
natürlich die vollständig ausgestattete
Großküche mit ihren gekachelten Her-
den und den blitzenden Kupferpfan-
nen und -töpfen.
Am interessantesten allerdings ist
der Blick in die längst vergangene Ar-
beitswelt mit den antik anmutenden
Gerätschaften. In großen Bottichen
wurde die Wolle gefärbt, es gab eine
eigene Schmiede, Werkstätten für die
Holzbearbeitung und eine Seilerei,
eine Druckerei und natürlich eine Des-
tille. Das Gut war in jeder Hinsicht
völlig autark. Die Objekte werden
durchaus nicht nur museal präsentiert,
sondern in ihrer Funktion auch de-
monstriert. Den rechten Kontrast zur
ländlichen Idylle bilden die drei aus
dem Fels geschlagenen Folterkam-
mern im Kellergewölbe mit Streck-
bank und Nagelbrettern aus den Zei-
ten der Inquisition zwischen dem 16.
und 19. Jh. Eine Demonstration der
Funktion findet hier allerdings nicht
statt!
Lieblingsziel der Touristen
Mittwochs und freitags erwacht Sa
Granja zum Leben, wenn es zwischen
15.30 und 17 Uhr sein mallorquinisches
Volksfest abhält. Neben den Hand-
werksvorführungen kann man dann
Eselrennen und Volkstänze bestaunen.
Aber nicht nur fürs Auge wird viel ge-
boten, auch den Gaumen kann man
mit mallorquinischen Spezialitäten ver-
wöhnen und dem erfrischenden Land-
wein zusprechen - dies ist an jedem
Öffnungstag möglich -, der wie einige
Kostproben im hohen Eintrittspreis
enthalten ist. Kein Wunder, dass Sa
Granja einen festen Platz im Programm
der Reisebusveranstalter hat und es ins-
besondere mittwochs und freitags zu
erheblichem Gedränge kommt, beglei-
tet von feuchtfröhlicher Ausgelassen-
heit.
Vom Landgut zum Museum
Heute dient Sa Granja als Museum
mallorquinischer Volkskunst und tradi-
tioneller Lebensformen, die dem Besu-
cher anhand zahlreicher Exponate aus
allen Bereichen des täglichen Lebens
nahegebracht werden.
Herzstück des Guts ist das prächtige
Herrenhaus mit seinen exquisit ausge-
statteten Zimmern, dem Florentiner
Saal etwa mit seinen Louis-Quinze-
Möbeln. Eine weitere Augenweide ist
 
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