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nach der Reconquista mit seinen Eltern
zusammen zum christlichen Glauben
konvertiert war. Beim Hüten der Schafe
fand er im Gestrüpp eine dunkelfar-
bige Madonna und brachte sie zum
Pfarrer von Sant Pere. Dieser gab ihr ei-
nen Platz in seiner Kirche, musste am
nächsten Tag aber feststellen, dass sie
verschwunden war. Am Abend kam der
kleine Lluc erneut mit der Madonna,
die er wieder unter demselben Busch
entdeckt hatte. Als die Heiligenstatue
auch diesmal den Aufenthalt in Sant
Pere verweigerte, beschloss der Pfarrer,
ihr an der Fundstelle eine würdige
Bleibe zu schaffen, und legte damit den
Grundstein zum Marienkult von Lluc.
Die Historiker sind der Ansicht, dass
die Kapelle entstand, um das religiöse
Bedürfnis der Bevölkerung zu befriedi-
gen, können damit allerdings nicht die
zunehmende Beliebtheit der Kirche er-
klären. In einem Text von 1273 be-
schwert sich der damalige Besitzer der
Finca u. a. darüber, dass viele Menschen
von weither anreisen, um in der Ka-
pelle zu beten, und deshalb lärmend
auf seinem Grund kampieren. 1322
stellten die Besitzer einen Teil des Ge-
ländes zum Bau einer Herberge bereit,
den der Erzbischof von Palma leitete.
Auch Herkunft und Alter der dun-
kelfarbigen Madonna mit Kind, einer
61 cm großen Figur aus feinem Stein,
die im Mittelpunkt der Verehrung
steht, sind ungeklärt. Einige halten die
erstmals 1427 erwähnte Heiligenskulp-
tur für eine Arbeit aus dem 13. Jh. und
damit aus der Gründungszeit der Kir-
che, andere datieren sie erst in das be-
ginnende 15. Jh.
Im Laufe der Jahrhunderte entwi-
ckelte sich Lluc zu einem gewaltigen
Komplex, dem ein Kloster angeglie-
dert wurde. Die wichtigsten Bauten
stammen aus dem 17. und 18. Jh. Auch
Lluc wurde Opfer der Säkularisierung,
ist heute jedoch wieder im Besitz der
Kongregation des Heiligen Herzens,
die hier eine bedeutende Gesangs-
schule unterhält.
Besichtigung
Vom großen Parkplatz führt der Weg
durch eine Toranlage in den gartenar-
tigen Klostervorhof . Rechts befindet
sich der Flügel der Klosterherberge mit
Werkstätten und Andenkenladen im
Erdgeschoss. Den Platz dominieren
eine Säule mit einer Darstellung vom
Tode Mariens und ein Steinbrunnen.
Durch das Hauptportal des Konvents
gelangt man in den barocken Innen-
hof mit einem Denkmal Bischof Juan
Campins y Barcelós (Joan Campins i
Barceló).
Der Grundstein zur Kirche wurde
1622 gelegt, die Einweihung erfolgte
1914. An der Ausstattung der Wall-
fahrtskirche beteiligt war der Archi-
tekt Antoni Gaudí, der schon die Ka-
thedrale Palmas umgestaltet hatte.
Mit seinen Wandmalereien und Votiv-
tafeln wirkt der spärlich beleuchtete
Raum geheimnisvoll wie eine byzanti-
nische Kirche. Hinter dem Hauptaltar
hat die Schwarze Madonna , die More-
neta, in einem reich verzierten Schrein
ihren Platz.
Lohnend ist der Besuch des Muse-
ums im ersten Stock des Hauptgebäu-
des (So-Fr 10-14 Uhr, Eintritt 4 €). Die
Sammlung reicht von Fundstücken der
Talaiot-Kultur über religiöse Exponate
bis zur Volkskunst und Gemälden.
Ein Treppenweg führt an einer
Sammlung von Sonnenuhren vorbei,
die einen Überblick über Zeitmessver-
fahren von der Antike bis in die neuere
Zeit geben, und hinauf zu einem Kreuz
am Berghang mit weitem Blick über
die Klosteranlage.
Lluc ist auch ein beliebter Aus-
gangspunkt für Wanderungen in die
angrenzenden Berge, insbesondere
für die Besteigung des Massanella.
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