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Geheimdienstchef Lawrenti Berija
„Jeder, den wir verhaften, ist grundsätzlich
schuldig.“
Lawrenti Berija
KP-Chef
Nestor Lakoba
zum
Vorsitzenden
der Kommunistischen Partei Georgiens
er-
nannt. Parteimitglieder, die von ihrem Partei-
chef eine andere Vorstellung hatten, wurden
unter dem Vorwand der Wirtschaftsspionage
oder Sabotage erschossen. 1932 übernahm
Berija den Vorsitz in der damals für kurze
Zeit bestehenden Transkaukasischen Repu-
blik, ab 1934 war er sogar für Transkaukasien
und Georgien in Personalunion zuständig. Er
konnte gewisse wirtschaftliche Erfolge im Be-
reich der Teeproduktion, Ölförderung oder
der Schwerindustrie verbuchen. Und er setz-
te den beginnenden Personenkult um Stalin
um, indem er ein propagandistisches Ge-
schichtswerk über Transkaukasien schrieb.
Während der sogenannten
Großen Säu-
berung
(russ.
Tschistka
) initiierte Berija nach
Instruktionen aus Moskau
Schauprozesse
in
Georgien, wobei zu den Opfern auch sein
ehemaliger Gönner Nestor Lakoba gehörte.
Zu Tausenden ließ er Menschen aus allen
Gesellschaftsschichten inhaftieren und hin-
richten.
Im Juli 1938 geriet Berija allerdings selbst
unter den Verdacht der politischen Illoyalität
und konnte der drohenden Verhaftung nur
durch seine guten Beziehungen zu Stalin ent-
gehen. Inzwischen war die GPU in NKWD
umbenannt worden und Berija rückte im Au-
gust 1930 zu dessen Erstem Stellvertretenden
Vorsitzenden auf. Im November 1938 wurde
er
Volkskommissar des Innern
(NKWS),
dem die Inneren Streitkräfte, die Polizei, die
Gefängnisse und die Lager des Gulag unter-
standen. Mit Berijas Machtantritt fiel das En-
de der Großen Säuberung zusammen, was
allerdings nicht heißt, dass es damit vorbei
war.
Berija setzte die „Säuberungen“ fort. 1939
überwachte er persönlich die Erschießung
von 413 prominenten Häftlingen. Ihm unter-
stand das Geheimlabor Nr. 12, in dem Men-
schenversuche mit Giften durchgeführt wur-
den. 1940 forcierte er im Politbüro die
Er-
Wer nichts anderes als einen demokrati-
schen Rechtsstaat mit rechtsstaatlichen Ge-
richtsverfahren kennt und diesen für selbst-
verständlich hält, kann anhand der Biogra-
fie von Geheimdienstchef Lawrenti Berija
ins Grübeln kommen.
Lawrenti Pawlowitsch Berija wurde am
17. März 1899 in Mercheuli bei Sochumi
als Sohn armer mingrelischer Bauern gebo-
ren und besuchte die polytechnische Schu-
le in Baku. 1917 schloss er sich dort den
Bolschewisten
an und wurde als
Spion
in
die regierende oppositionelle Partei einge-
schleust.
1921 trat er in die
Tscheka
ein.
Ordshoni-
kidse,
ein ranghoher Tschekist, stellte ihn
1926
Josef Stalin
vor. Berija wurde nach
Georgien versetzt, wo Verhaftungen von
Oppositionellen durch die Tscheka bereits
in vollem Gange waren.
Als Berija 1929 die Leitung der GPU, der
Nachfolgeorganisation der Tscheka in
Georgien, übernahm, unterdrückte er jeg-
lichen politischen Widerstand in Georgien.
1929 begannen die Maßnahmen der
Zwangskollektivierung, der Enteignung der
Bauern, verbunden mit der Vernichtung
der „Kulaken“, derjenigen Bauern, die et-
was mehr Land und Vieh besaßen und da-
her Knechte und Mägde einstellen muss-
ten. Widerständler wurden scharenweise
verbannt oder in Konzentrationslager de-
portiert. Hier wurde die gleiche Vorgehens-
weise wie in der gesamten Sowjetunion üb-
lich angewandt:
blutige Niederschlagung
des Widerstands
durch Miliz, Armee und
GPU. Berija schlug Stalin sogar vor, diese
Repressionsmaßnahmen vornehmlich der
GPU zuzuordnen, was ihm bei Stalin hohes
Ansehen einbrachte.
1931 wurde Berija auf Wunsch von Sta-
lin und unterstützt durch den abchasischen