Travel Reference
In-Depth Information
Abchasiens Streben
nach Unabhängigkeit
1978 gab es noch ein weiteres Pro-
blem, das bis in die heutige Zeit nicht
gelöst wurde. Abchasien drohte von
Georgien abzufallen, was in der Sow-
jetära nicht ohne Moskaus Zustim-
mung möglich gewesen wäre. Den-
noch: Abchasische Politiker verlang-
ten, die Benachteiligung der abcha-
sischen Volksgruppe z.B. auf wirt-
schaftlichem Gebiet zu beenden, aber
auch die Anerkennung der abcha-
sischen Sprache und Kultur. Scheward-
nadse konnte den Streit durch mehr
Rechte für die Abchasier abschwä-
chen, aber nicht wirklich lösen. Gene-
rell war der Umgang mit Oppositio-
nellen in der Sowjetära durch Repres-
sion geprägt, sodass einige Systemkri-
tiker auch zu außergewöhnlichen Mit-
teln griffen. So wurde 1983 eine Li-
nienmaschine der Aeroflot entführt.
Mehrere Georgier wollten sie zur Lan-
dung in der Türkei zwingen, was je-
doch misslang. Die Entführer konnten
überwältigt werden und die Maschine
flog zurück, die Entführer wurden ein
Jahr später hingerichtet.
KP-Chefs Georgiens wurde nun von
Jumber Patiaschwili besetzt.
Patiaschwili erkannte die Zeichen
der Zeit nicht. Es kam Ende der 1980er
Jahre erneut zu nationalistischen Aus-
einandersetzungen zwischen den
kommunistischen Machthabern und
der georgischen Nationalbewegung.
Besonders die nationalen Minderhei-
ten verlangten ihr Recht. War es 1978
noch Abchasien, so pochte nun be-
sonders Südossetien auf mehr Rechte.
Es kam zu gewaltfreien Demonstratio-
nen und Streiks im April 1989 vor dem
Parlamentsgebäude in Tbilisi, denen
von sowjetischen Truppen mit Giftgas
begegnet wurde. Bei diesen Giftgas-
attacken kamen über 20 Menschen
zu Tode, zahlreiche weitere wurden
verletzt.
Unabhängigkeit
Sieht man diese Ereignisse im Kon-
text mit den Vorgängen in anderen
Teilen der ehemaligen Sowjetunion,
insbesondere in den drei baltischen
Staaten Litauen, Lettland und Estland
und im Ostblock, so darf es nicht
überraschen, dass immer mehr Geor-
gier zu der Überzeugung kamen, dass
nur die staatliche Unabhängigkeit von
der Sowjetunion infrage kommen
konnte. Am 28. Oktober 1990 wurde
in Georgien gewählt und Swiad Gam-
sachurdia, der Vorsitzende des Run-
den Tisches Freies Georgien (Mrgvali
Magida Tavisupali Sakartwelo), wurde
nach dem Wahlsieg des Runden Ti-
sches Vorsitzender des Obersten Sow-
jets Georgiens. Da Gamsachurdia na-
tionalistisch eingestellt war, beeilte er
Perestroika und Glasnost
1985 betrat in Moskau ein Mann die
politische Bühne, der - berücksichtigt
man sowjetische Entfernungsmaßstä-
be - von gar nicht so weit her kam,
nämlich aus dem Gebiet Stawropol
nördlich des Kaukasus: Michail Gor-
batschow. Er ernannte Schewardnad-
se zum Außenminister der Sowjet-
union und der frei werdende Stuhl des
 
Search WWH ::




Custom Search