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Nach der bedingungslosen Kapitula-
tion Hitlerdeutschlands errichtete man
auf georgischem Territorium zahlrei-
che Kriegsgefangenenlager. Der in
Österreich lebende, deutschstämmige
Offizier Wend Graf von Kalnein berich-
tet von seiner fünfjährigen Kriegsge-
fangenschaft in Georgien in seinem
„Georgischen Tagebuch“, in dem er
auch den Fatalismus der georgischen
und sogar russischen Bevölkerung an-
gesichts des allmächtig gewordenen
kommunistischen Regimes sehr nach-
vollziehbar beschreibt.
war Korruption in der ehemaligen
Sowjetunion kein unbekanntes Phäno-
men, aber der Umfang, den sie in
Georgien erreicht hatte und der den
Kauf von Ämtern einschloss, veranlass-
te den damaligen Innenminister Geor-
giens, Eduard Schewardnadse, zum
Einschreiten. Der Erste Parteisekretär
der Georgischen Kommunistischen
Partei Wassili Mschawanadse (1954-
1972 im Amt) wurde abgelöst und
Schewardnadse selbst 1972 zum Ers-
ten Parteisekretär ernannt, was er bis
1985 blieb. Er entlarvte unzählige kor-
rupte Funktionäre und sorgte für die
Entfernung aus ihren Ämtern.
In den 1970er Jahren sammelten
sich um Swiad Gamsachurdia, einem
Übersetzer und Dozenten für engli-
sche und französische Literatur und
Sohn des Schriftstellers Konstantin
Gamsachurdia, eine Gruppe Opposi-
tioneller. Gamsachurdia war Mitbe-
gründer der Helsinki-Beobachtergrup-
pe Georgiens im Jahr 1976 und verant-
wortlich für eine starke nationalisti-
sche Strömung. 1978 sollte das Russi-
sche als Amtssprache in der georgi-
schen Verfassung verankert werden.
Gamsachurdia und seine Oppositions-
gruppe verlangten, die fortschreitende
Russifizierung zu stoppen, es kam zu
Protesten und Hungerstreiks von Stu-
denten und Mitarbeitern der Staatli-
chen Universität von Tbilisi. Immerhin
musste die Verfassungsänderung rück-
gängig gemacht werden.
Widerstand gegen die
sowjetische Vorherrschaft
Obwohl Georgien nach dem Zwei-
ten Weltkrieg eine Welle der Indus-
trialisierung erlebte, kam es immer
wieder zu Widerstand gegen die sow-
jetische Vorherrschaft. Hinzu kam,
dass Nikita Sergejewitsch Chrustschow
auf dem 20. Kongress der KPdSU
(Kommunistische Partei der Sowjet-
union) 1956 in Moskau den Personen-
kult und die Verbrechen Stalins scho-
nungslos offenlegte. Obwohl die Geor-
gier ebenso unter seinem Regime ge-
litten hatten, befürchtete man nun ei-
ne kollektive Schuldzuweisung. Es kam
zu Demonstrationen in Tbilisi aus An-
lass der geplanten Enthüllung eines
Stalindenkmals. Durch Giftgaseinsatz
kamen zehn Personen zu Tode, viele
behielten bleibende gesundheitliche
Schäden.
Im Zuge der Industrialisierung ent-
stand auch eine gut florierende Schat-
tenwirtschaft, die nur durch Korrup-
tion im großen Stil möglich war. Nun
 
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