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Deutsche Kriegsgefangene in Georgien
Das Oberkommando der Deutschen
Wehrmacht hatte ursprünglich geplant, bis
zu den Erdölfeldern von Baku am Kaspi-
schen Meer vorzudringen. Dennoch kam
sie nicht über die Gebirgsmassive des Gro-
ßen Kaukasus, die die natürliche Nordgren-
ze zu Georgien bilden, hinaus. Im Septem-
ber 1942 erreichte die Wehrmacht die
nördlichen Bezirke der russischen Stadt
Noworossisk, weit westlich von Georgien.
Deutschen Gebirgsjägern gelang es zwar,
einige Pässe nördlich von Sochumi einzu-
nehmen, bis in die Stadt selbst gelangten
sie aber nie.
Bis Kriegsende sollen etwa 700.000 Geor-
gier in den Reihen der Roten Armee ge-
kämpft haben und etwa 300.000 davon ge-
fallen sein. Ausgehend von einer Bevölke-
rungszahl von etwa 3,5 Millionen im Jahr
1939 waren das fast 9 % der Bevölkerung.
Diese fehlenden Arbeitskräfte mussten
durch Kriegsgefangene ersetzt werden.
Man kann davon ausgehen, dass im süd-
kaukasischen Raum, also vom Schwarzen
bis zum Kaspischen Meer, schätzungswei-
se an die 85.000 deutsche Kriegsgefange-
ne interniert waren, davon die Hälfte auf
heutigem georgischen Territorium.
Von den 85.000 Kriegsgefangenen ins-
gesamt sind etwa 25.000 umgekommen.
Im südkaukasischen Raum gab es elf Lager-
verwaltungen, darunter Rustawi, Tbilisi
und Molotowo (Ostgeorgien), Tkibuli (West-
georgien) sowie Sochumi und Otscham-
tschira in Abchasien.
Die Arbeit der Kriegsgefangenen war oft
genug auf zweifelhafte Projekte des vierten
Fünfjahresplanes gerichtet. Zur „Planerfül-
lung“ wurden auch ganz normale Strafge-
fangene eingesetzt. Kriegsgefangene arbei-
teten vor allem im Straßenbau, im Bau von
Industrieanlagen und Wohnungen, im Ener-
giesektor und Bergbau, in der Holzverar-
beitung und in der Landwirtschaft.
1946 wurden die ersten Gefangenen
wieder nach Hause transportiert. Die meis-
ten konnten jedoch erst in den Jahren 1949
und 1950 zurückkehren. Neben deutschen
Kriegsgefangenen waren auch junge Män-
ner aus den anderen am Krieg beteiligten
Nationen interniert, beispielsweise Öster-
reicher, Ungarn und Rumänen.
Der Volksbund Deutsche Kriegsgräber-
fürsorge hat mit der georgischen Regie-
rung am 25.6.1993 das Kriegsgräberab-
kommen unterzeichnet, das aber aufgrund
der innenpolitischen Lage erst ab Novem-
ber 1996 umgesetzt wurde. Auf georgi-
schem Territorium gab es 61 Lagerstandor-
te mit 41 Kriegsgefangenenfriedhöfen, die
aus Archiven bekannt sind. Davon sind
20 Friedhöfe bereits restauriert.
Auffällig ist immer wieder der Respekt,
der der Arbeitsleistung „der Deutschen“
heute noch von Georgiern entgegenge-
bracht wird.
während des Zweiten Weltkriegs in
der sogenannten Ostlegion der Wehr-
macht kämpften. Allerdings kämpften
weit mehr als 700.000 Georgier in der
Roten Armee gegen Hitlerdeutsch-
land. Es soll der georgische Sergeant
Meliton Kantaria gewesen sein, der die
Rote Flagge auf dem Reichstag gehisst
hatte, sein Foto ging um die Welt. Da
die Wehrmacht die kaspischen Ölfel-
der und Georgien infolge der Kämpfe
bei Stalingrad nicht erreicht hatte, wur-
den in Georgien zahlreiche Rüstungs-
fabriken gebaut.
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