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Deutsche Forscher im Kaukasus
Ab etwa 1770 bis Mitte des 19. Jh. reisten
einige namhafte deutsche Wissenschaftler
nach Georgien, um das Land in vielfältigs-
ter Weise zu erkunden und zu beschreiben.
Johann August Güldenstädt bereiste im
Auftrag des russischen Zaren in den Jahren
1768 bis 1775 den Nordkaukasus und Ge-
orgien, offiziell beauftragt von der Russi-
schen Kaiserlichen Akademie der Wissen-
schaften in St. Petersburg (der damaligen
Hauptstadt Russlands). Er wurde sogar von
König Irakli II. von Ostgeorgien und König
Solomon I. von Imeretien empfangen. Er
hinterließ nicht nur zahlreiche Tagebücher
und Landkarten, sondern auch botanische
und zoologische Studien, ebenso wie eine
Aufstellung über Kranke, die ihn als Arzt
konsultierten, gegliedert nach gesellschaft-
licher Stellung und Krankheit. Er beschrieb
die Stände des Landes und das gemeine
Volk, die Bauart der Wohnhäuser, den
Bergbau und das Gewerbe, aber auch
Münzen, Maße und Gewichte. Weiterhin
befasste er sich mit der Rechtspflege der
zaristischen Beamten, untersuchte das Wir-
ken des Klerus und schrieb eine Abstam-
mungslehre des Herrschergeschlechts de-
rer von Bagrationi. Im Geheimen unter-
suchte er im Auftrag der Akademie von
St. Petersburg auch die Erzvorkommen in
Georgien.
Es gab eine Gruppe von Wissenschaft-
lern, die vor allem aus Neugierde und For-
scherdrang reisten. Zu ihnen gehörte Ja-
cob Reinegg, der in Konstantinopel den
Gesandten König Iraklis II. traf, welcher ihn
nach Georgien eingeladen hatte. Reinegg
war in den Jahren 1778 bis 1781 Gast Kö-
nig Iraklis II. Neben zahlreichen wissen-
schaftlichen Untersuchungen auf dem Ge-
biet des Bergbaus und des Gießereiwesens
wurde er politisch tätig. Er fuhr 1781 zu-
rück, wurde aber von Fürst Potemkin als
Kommissionär an den georgischen Hof ge-
sandt, da er mit den Verhältnissen im Lande
vertraut war und außerdem Georgisch
sprach. Er wirkte mit an der Gestaltung des
Traktats von Georgijewsk, das 1783 zwi-
schen König Irakli II. und Katharina der
Großen abgeschlossen wurde. Seine Rolle
dabei wird von Historikern oft unterschätzt
oder er wird einfach als russischer Spion
bezeichnet.
Nach der Okkupation Georgiens durch
das zaristische Russland entsandte die Kai-
serliche Akademie in St. Petersburg erneut
Wissenschaftler nach Georgien. Zu ihnen
gehörte Julius von Klaproth, der 1807/08
Forschungen auf dem Gebiet der Philo-
logie, Ethnografie und Geschichte durch-
führte. Er überprüfte als Orientalist und Lin-
guist weiterhin die früher durchgeführten
Untersuchungen auf ihre Richtigkeit und
Vollständigkeit. Seine Forschungsergebnis-
se wurden 1812/14 in Halle und Berlin un-
ter dem Titel „Reise in den Kaukasus und
nach Georgien“ veröffentlicht. Er unter-
suchte auch die russisch-georgischen Be-
ziehungen.
Eduard Eichwald reiste von April bis Juli
1825 im Auftrag der Universität von Kasan
nach Georgien und veröffentlichte seine
Forschungsergebnisse 1834 und 1837 in
Stuttgart und Tübingen unter dem Titel
„Reise auf dem Caspischen Meere und in
den Kaukasus“. Eichwald untersuchte nicht
nur die soziale Lage des georgischen
Volkes vor und nach der russischen Anne-
xion, sondern auch die eigenständigen
Wurzeln der georgischen Sprache und die
nationale Vielfalt. Darüber hinaus beschäf-
tigte er sich erstmals mit Sitten und Ge-
bräuchen, beschrieb Krankheiten sowie
das von den Russen aufgebaute Gesund-
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