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wird wieder eine zeitgemäße Infra-
struktur aufgebaut. Es war ein Ziel der
georgischen Regierung, sich mit Bor-
dshomi und Bakuriani als Ausrichter
der Olympischen Winterspiele 2014
zu bewerben. Seit Juli 2007 ist aller-
dings klar, dass die Spiele an das russi-
sche Sotschi vergeben wurden, mögli-
cherweise ein Glücksfall für das wirt-
schaftlich geschwächte Georgien.
Der wirtschaftliche Zusammenbruch
der 1990er Jahre ist am Stadtbild klar
auszumachen, viele Sanatorien sind
geschlossen und dem Verfall anheim
gestellt, die zahlreichen Angestellten
arbeitslos. Der aufmerksame Besucher
sieht aus den Fenstern vieler Häuser
noch immer Rohre herausragen. Das
sind Ofenrohre von kleinen Holzöfen,
die aufgestellt wurden, da die Fernwär-
meversorgung zusammengebrochen
war. Besonders hart traf es die Frauen
der Familien, die in den bunt gestri-
chenen Acht- bis Zehngeschossern
wohnen. Sie mussten jahrelang nicht
nur sämtliche Einkäufe nach oben
schleppen (die Fahrstühle funktionier-
ten nicht mangels Energieversorgung),
sondern auch alles benötigte Wasser
und das Holz zum Heizen.
Zwar hat sich die Stromversorgung
inzwischen erheblich stabilisiert, aber
die Ofenrohre kann man noch aus vie-
len Fenstern ragen sehen. Dennoch,
Bordshomi ist der Kurort Georgiens,
der sich am ehesten von der wirt-
schaftlich prekären Situation erholt
hat, trotz unübersehbarer Spuren. Re-
novierungsarbeiten sind aller Orten im
Gange. Die Quartierfrage stellt sich
hier heute nicht mehr.
Das Heilwasser als Politikum
Schon 1890 wurde in Bordshomi Was-
ser fabrikmäßig in Flaschen abgefüllt. 1907
erhielt das Bordshomi-Wasser auf einer
Ausstellung im belgischen Spa einen
Grand Prix und 1911 in Dresden ein Ehren-
diplom. Etwa 200.000 Flaschen wurden zu
Sowjetzeiten jährlich abgefüllt und bis zum
Jahr 2005 überall in der ehemaligen Sow-
jetunion verkauft und sehr geschätzt. Im
Mai 2007 ließ Präsident Putin öffentlich,
d.h. übertragen vom russischen Fernsehen,
den Verkauf von Bordshomi-Wasser ver-
bieten. Soldaten mussten vor den Fernseh-
kameras das Wasser in den Gully gießen,
Begründung: es sei hygienisch nicht ein-
wandfrei. Das gleiche Schicksal ereilte den
in Russland seit jeher außerordentlich be-
liebten Wein aus Kachetien.
Eine unglückliche Hand hatte man in
den 1990er Jahren mit der Vergabe des
Markenrechtes, was viele Markenpiraten
ausnutzten. Das zog Prozesse nach sich.
So gewann die Georgian Glass and Mine-
ral Water Company (GG&MW Co. N.V.) in
Moskau einen Prozess gegen eine russi-
sche Firma, die unter der Bezeichnung
„Russisches Borjomi“ Mineralwasser ver-
trieb. Nach Berichten georgischer Medien
musste diese russische Firma Schadener-
satz in Höhe von 192.000 US-Dollar an die
GG&MW zahlen.
Herz- und Gefäßleiden sowie Erkran-
kungen des Bewegungsapparates zu
kurieren. Die schöne Landschaft und
die reine Luft halfen und helfen auch
bei nervöser Erschöpfung.
In der Nachsowjetära traf Bordsho-
mi das gleiche Schicksal wie viele an-
dere Kurorte Georgiens: Flüchtlinge
mussten in den Hotels und Sanatorien
aufgenommen werden, der Kurbetrieb
kam zum Erliegen und erst langsam
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