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ebenfalls unter einem Pseudonym - u.a. für
das „Neue Wiener Tagblatt“, das „Berliner
Tageblatt“ und für „Die Gartenlaube“. Grund
für das Pseudonym war auch, dass eine Frau
damals nichts veröffentlichte, das war Män-
nersache.
Dennoch, die orientalische Romantik war
verflogen, das Paar in der harten Realität an-
gekommen. Oft mussten sie sogar hungern.
Auch war Bertha sehr isoliert, wahrscheinlich
oft einsam. Arthur hatte ganz gut Georgisch
gelernt, Bertha jedoch konnte weder Geor-
gisch noch Mingrelisch oder Russisch.
Außerdem beschränkte sich das Leben geor-
gischer Frauen ausschließlich auf Haus und
Familie, sodass es keine Kontakte über ihre
Französisch- und Musikstunden hinaus gab.
1878 reisten die Suttners nach Sugdidi,
dem Wintersitz der Dadianis. Sugdidi hatte
damals eher Dorfcharakter, was Arthur sehr
genau in seinen Memoiren beschrieb. Von
einem württembergischen Kolonisten miete-
ten sie ein ebenerdiges Häuschen mit drei
winzigen Räumen und spartanischer Möblie-
rung an, mehr war finanziell nicht möglich.
Arthur von Suttner wollte ausländische Bau-
ern ins Land holen, die ihr Wissen mitbringen
würden, was jedoch abgelehnt wurde. Die
von Suttners lebten weiterhin von Sprach-
und Musikstunden und den kärglichen Ein-
nahmen der Schriftstellerei. An Kinder war
aus finanziellen Gründen nicht zu denken.
Die Jahre flossen in Armut und Entbehrung
dahin.
Schließlich übersiedelten sie von Sugdidi
nach Tiflis mit seiner großen deutschen Ge-
meinde, wo Bertha wiederum Sprach- und
Musikstunden gab und Arthur eine Stellung
bei einem französischen Bauunternehmer
und Tapetenfabrikanten fand. Finanziell
blieb ihre Situation prekär. In den Jahren
zwischen 1876 und 1885 verfassten beide
zahlreiche Romane und Erzählungen.
Während Arthur von Suttner hauptsächlich
den Kaukasus als Ort der Handlungen
wählte („Kinder des Kaukasus“, „Die Ad-
scharen“, „Der Herr“), handelten Berthas
Romane vom Österreich des zu Ende ge-
henden 19. Jh. (z.B. „Doras Bekenntnisse“,
„Ein schlechter Mensch“, „Ketten und Ver-
kettungen“). Oft wurden die von Bertha
eingereichten Werke nicht veröffentlicht,
da ihre Inhalte an zu vielen Tabus rüttelten.
Sie war ihrer Zeit zu weit voraus.
Die von Suttners lebten fast zehn Jahre
in ihrem selbst gewählten Exil und kehrten
1885 nach Österreich zurück, wo sie sich
mit Arthurs Familie aussöhnten. Berthas
Mutter war inzwischen verstorben.
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