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klärte sich der Fürst von Abchasien
zum Vasallen von Byzanz und sich
selbst zum König von Abchasien. Er
verlegte seinen Herrschersitz von Ana-
kopia (heute Nowy Afon in Abcha-
sien) nach Kutaisi und ließ innerhalb
der Festung am Rioni einen Palast
bauen.
Bagrat III. wurde 978 zum König des
vereinigten Ägris-Abchasien ernannt
und Kutaisi zur Hauptstadt dieses ver-
einigten Königreichs ausgerufen, das
es bis 1122 blieb. König Dawit der Er-
bauer (Agmaschenebeli) wurde 1089
hier gekrönt. Er und sein Adoptivsohn
Bagrat III. machten aus Kutaisi das po-
litische, wirtschaftliche und kulturelle
Zentrum Georgiens und verewigten
sich hier durch herausragende Bau-
werke. Sowohl die Bagrati-Kathedrale
als auch die Kirchen von Gelati ge-
hören heute zum UNESCO-Weltkul-
turerbe.
Nach der Invasion der Mongolen in
Georgien im Jahre 1225 wurde das
Land erneut geteilt und Kutaisi wurde
zur Hauptstadt des Imeretischen Rei-
ches, da Tbilisi und Ostgeorgien von
den Mongolen besetzt waren. In den
Jahren 1510 und 1666 wurde die Stadt
von den Osmanen geplündert und
niedergebrannt. König Salomon II.
konnte die Osmanen 1770 schließlich
mit georgischen und russischen Trup-
pen vertreiben, musste sich 1810 aber
den Russen beugen und abdanken.
1921 erfolgte der Anschluss Geor-
giens an die Sowjetunion und Kutaisi
erfuhr eine umfassende Industrialisie-
rung, gefördert durch Lenins Plan zur
Elektrifizierung der damaligen Sowjet-
union, GOELRO genannt. Am Rioni
wurde ein Wasserkraftwerk gebaut.
An den Nebenflüssen Ladshanura und
Inguri errichtete man gleich mehrere
sogenannte Kaskaden von Wasser-
kraftwerken, um die Industriebetriebe
mit Energie zu versorgen. In Kutaisi
baute man ein Traktorenwerk und eine
Fabrik zur Herstellung von Elektro-
artikeln.
Das größte Unternehmen aber war
das LKW-Werk. Es stellte Speziallast-
kraftwagen her, geeignet für den Ein-
satz in Bergregionen. Die Lkws mit der
Bezeichnung KAS oder Kolchida wur-
den vor allem für den sowjetischen
Markt hergestellt. Von den ehemals
54.000 Mitarbeitern arbeiten heute
nur noch 1000 sporadisch, soll heißen,
wenn ein Auftrag eingegangen ist. Da-
neben gab es eine Kristallschleiferei,
eine Seidenweberei und eine Konser-
venfabrik. Mehrere Hoch- und Fach-
schulen bildeten den Nachwuchs für
diese Industriebetriebe aus. Die Ein-
wohnerzahl Kutaisis wuchs beträcht-
lich: Mit 200.000 Einwohnern wurde
sie zur zweitgrößten Stadt in Georgien
nach Tbilisi.
Nach der erneuten Erklärung der
Unabhängigkeit Georgiens 1991 bra-
chen die Absatzmärkte in der immer
weiter zerfallenden Sowjetunion weg
und die meisten Betriebe mussten
schließen. Die heutige wirtschaftliche
Situation Kutaisis ist im Stadtbild auf
Schritt und Tritt erkennbar.
Kutaisi ist im Übrigen die Stadt in
Georgien, in der die wenigsten Men-
schen Russisch sprechen. Hier wurde
der in der gesamten ehemaligen Sow-
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