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Die Stadtmauern wurden abgerissen
und die Stadt erheblich erweitert. Sie
sollte ein repräsentatives Zentrum
nach europäischen Maßstäben erhal-
ten. Daher rief Woronzow den italieni-
schen Architekten Giovanni Scudieri
als Chefarchitekten in die Stadt. Der
heutige Rustaweli-Boulevard mit sei-
nen prächtigen Palästen - darunter
dem des Vizekönigs -, Hotels, Thea-
tern und Museen wurde angelegt.
Woronzow gründete das erste Thea-
ter und die erste öffentliche Biblio-
thek in Transkaukasien. Der deutsche
Landschaftsarchitekt Heinrich Scharrer
legte in seinem Auftrag den Alexan-
dergarten und den Botanischen Gar-
ten an und Tbilisi erhielt Eisenbahnan-
schluss. 1872 wurde die Eisenbahn-
linie nach Poti am Schwarzen Meer
eingeweiht, 1883 die Linie nach Baku
am Kaspischen Meer.
Diese Entwicklung spiegelte sich
natürlich auch in der wachsenden Ein-
wohnerzahl wider. Hatte Tbilisi 1811
kaum mehr als 8500 Einwohner, so
waren es 1886 bereits 104.000. Die
Stadt war immer multiethnisch: Neben
Georgiern lebten hier Armenier, Rus-
sen, Deutsche, Polen und Perser. Ge-
gen Ende des 19. Jh. schließlich lebten
170.000 Menschen in Tbilisi und die
Infrastruktur musste verbessert wer-
den. 1883 fuhr die erste Pferdestra-
ßenbahn durch die Straßen, 1904 wur-
de die erste elektrische Straßenbahn
eingeweiht.
Am 16. Mai 1918 wurde die Stadt
Sitz der Ersten Georgischen Republik
unter Noe Shordania. Obwohl von
Russland anerkannt, marschierte im
Februar die 11. Armee der Roten Ar-
beiter- und Bauernarmee in Tbilisi ein.
Es folgte die Eingliederung in die Sow-
jetunion. 1936 wurde Tbilisi zur
Hauptstadt der Grusinischen Sozia-
listischen Sowjetrepublik erklärt. Es
kam zur Ansiedlung zahlreicher Indus-
triebetriebe, besonders in den 1940er
Jahren, was eine Versiebenfachung
des Territoriums der Stadt infolge ei-
nes enormen Bevölkerungswachstums
zur Folge hatte. In den 1950er Jahren
entstanden zahlreiche Neubaugebiete
aus meist uniformen Wohnblöcken.
1966 erhielt Tbilisi, wie viele Haupt-
städte der ehemaligen 15 Sowjetrepu-
bliken, die erste Metrolinie, 1979 die
zweite; der Bau einer dritten ist ge-
plant, scheitert aber bislang an der Fi-
nanzierung.
Unter dem Einfluss von Glasnost
und Perestroika kam es 1989 zu De-
monstrationen und Hungerstreiks für
eine staatliche Unabhängigkeit. Im
April 1989 landeten hier sowjetische
Fallschirmjäger unter Oberst Lebed
und gingen mit Giftgas und scharf ge-
schliffenen Spaten gegen die Demons-
tranten vor, wobei 20 Menschen ums
Leben kamen und viele schwer ver-
letzt wurden.
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