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georgischen Mentalität herauszuarbei-
ten, damit man sich auf das Land gut
vorbereiten kann.
Die Frau in der Gesellschaft
Wie im Kapitel Geschichte ausge-
führt, war Georgien in den über 5000
Jahren seines Bestehens häufig von
muslimischen Eroberern beherrscht.
Das blieb nicht ohne Auswirkungen,
auch wenn Georgien das zweitälteste
christliche Land der Welt ist. Zwar gibt
es auch in Mitteleuropa Phänomene
wie den Männerstammtisch und die
„beste Freundin“, aber das traditio-
nelle Rollenbild lebt in Georgien in ei-
ner Weise fort, die schon erstaunt.
Ich habe beispielsweise immer wie-
der feststellen müssen, dass es nur sel-
ten möglich ist, als Frau mit einem
georgischen Mann ein Gespräch zu
führen, das in Mitteleuropa als ganz
normales Alltagsgespräch gelten wür-
de. Gelingt das doch einmal, dann en-
det es spätestens in dem Moment,
wenn andere Männer dazukommen.
Man wird einfach nicht mehr einbezo-
gen, nachdem die Frauen im Allgemei-
nen und man selbst im Besonderen
gelobt worden ist. Dagegen ist das
Gespräch von Frau zu Frau über alle
nur denkbaren Themen recht leicht zu
führen.
Durch die starke Rollenteilung ob-
liegt der Frau der gesamte Haushalt,
die Kindererziehung, oft noch das Ver-
sorgen des Viehs und eine berufliche
Tätigkeit, sofern vorhanden. Ent-
stammt die Frau einer Familie, in der
auch schon die Mutter berufstätig war,
wird sie das als selbstverständlich an-
sehen und auch eine Berufstätigkeit
anstreben oder ihr nachgehen. Es ist
aber auch denkbar, dass der Ehemann
die Berufstätigkeit verbietet.
Kleidung
Georgier legen sehr großen Wert
auf ihre Kleidung und das äußere Er-
scheinungsbild. Es ist immer wieder
beeindruckend, wie sie das trotz der
prekären wirtschaftlichen Lage schaf-
fen. Ob Frisur, Kleidung, Schuhe - al-
les muss ordentlich aussehen.
Zeitfaktor
Das Leben beginnt in Georgien viel
später am Tag als in Mitteleuropa und
endet demzufolge auch später. Kaum
jemand besitzt eine Armbanduhr, Zeit
spielt keine Rolle. Das trifft natürlich
auf Arbeitslose in verstärktem Maße
zu. Man geht aber generell alles sehr
ruhig an, für ein Schwätzchen hat man
immer Zeit. Als Tourist profitiert man
natürlich davon, denn niemand hastet
davon, weil er/sie mal eben noch sei-
ne S-Bahn erreichen möchte. Es kann
aber auch richtig nervig werden, wenn
man beispielsweise ein Geschäft be-
tritt und der Schwatz mit der Nachba-
rin ungeniert fortgeführt wird, ohne
den Kunden auch nur eines Blickes zu
würdigen.
Pünktlichkeit ist nicht eben eine
georgische Tugend. Man sollte jedoch
fair sein, denn die Infrastruktur macht
es meist unmöglich, auch nur an-
nähernd pünktlich zu sein. Vorteil:
kommt man selbst später als verabre-
det, wird das niemand krumm nehmen.
 
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