Travel Reference
In-Depth Information
schaftliche Stagnation einsetzte. Die
Apparatschiks hatten das Volkseigen-
tum des Landes unter sich aufgeteilt
und mafiaähnliche Verhältnisse brei-
teten sich aus, gegen die niemand vor-
zugehen wagte. Ausländische Investo-
ren kamen nicht zum Zuge und inter-
nationale Hilfsgelder versickerten im
Nirgendwo. Es darf daher nicht ver-
wundern, dass Georgien in diesen Jah-
ren zu den korruptesten Ländern der
Welt gehörte. Zur gleichen Zeit wuchs
die Arbeitslosigkeit im Lande, lächer-
lich geringe Gehälter, die zudem oft
gar nicht oder erst Monate später aus-
gezahlt wurden, reichten nicht, um
den Lebensunterhalt auch nur annä-
hernd zu bestreiten. Die Energiever-
sorgung brach zusammen, da Russ-
land die Versorgungsleitungen kappte
(auch hier Parallelen zu der Situation
in den baltischen Republiken) und die
Menschen saßen ohne Wasser und
Strom in ihren Wohnungen, prekär be-
sonders im Winter der Ausfall der Hei-
zungen. Massenhaft verließen vor al-
lem gut ausgebildete Russen, aber
auch Georgier das Land. 2003 stellte
der Internationale Währungsfonds die
Zahlungen an Georgien aufgrund des
desolaten Staatshaushalts ein.
mal an der Macht halten, indem er
den Innenminister und den Geheim-
dienstchef entließ. Nicht verhindern
konnte er allerdings, dass sich die poli-
tische Opposition in zwei neuen Par-
teien formierte, nämlich Michail Saa-
kaschwili mit der Nationalen Bewe-
gung und Surab Schwania mit den
Vereinigten Demokraten. Am 2. No-
vember 2003 kam es zu Parlaments-
wahlen, bei denen sich die Parla-
mentspräsidentin Nino Burdschanadse
den Reformen der Oppositionspartei-
en anschloss. Diese Parlamentswahlen
wurden erst nach mehreren Wochen
bestätigt, Schewardnadse wurde mas-
siver Wahlbetrug vorgeworfen, der am
22. November eingestanden werden
musste.
Schewardnadse rief den Ausnahme-
zustand aus. Noch in der Nacht vom
22. zum 23. November versammelten
sich Demonstranten vor dem Parla-
mentsgebäude in Tbilisi, deren Zahl im
Verlaufe des 23. November auf etwa
hunderttausend Menschen anstieg.
Dessen ungeachtet wollte Scheward-
nadse seine Eröffnungsrede halten.
Michail Saakaschwili und seine Anhän-
ger stürmten während der Rede den
Saal, woran sie nicht gehindert wur-
den - Schewardnadse musste aus
dem Saal flüchten.
Saakaschwili versprach im Falle ei-
nes Wahlsieges, in Georgien einen de-
mokratischen Staat nach westlichem
Vorbild zu schaffen und umfassende
Wirtschaftsreformen durchzuführen.
Er übernahm gemeinsam mit Nino
Burdschanadse kommissarisch die
Amtsgeschäfte. Russland hatte wäh-
Absetzung Schewardnadses
Im Herbst 2001 wurde bei der regie-
rungskritischen Fernsehstation Rusta-
wi-2 eine Razzia durchgeführt. Darauf-
hin kam es unter Führung des damali-
gen Justizministers Michail Saaka-
schwili zu einer riesigen Demonstra-
tion. Schewardnadses Ablösung wur-
de gefordert. Er konnte sich noch ein-
 
Search WWH ::




Custom Search