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schießung von 25.000 kriegsgefangenen
polnischen Offizieren und Soldaten in Kha-
tyn, was bis 1989 der Deutschen Wehrmacht
angelastet worden war. Der polnische Regis-
seur Andrzej Wajda verfilmte das Massaker
im Jahr 2007. Der ehemalige russische Präsi-
dent Boris Jelzin übergab den Originalbefehl
Berijas zu diesem Massaker im Oktober 1992
dem damaligen polnischen Staatspräsidenten
Lech Walesa.
Als die Wehrmacht 1941 kurz vor Moskau
stand, ließ Berija kurzerhand Tausende Häft-
linge der Moskauer Gefängnisse erschießen.
Im Frühjahr 1944 veranlasste er die Ver-
schleppung von 500.000 Tschetschenen und
Inguscheten nach Kasachstan und Kirgistan.
Im gleichen Jahr wurden weitere 300.000 bis
400.000 Balkaren, Kalmücken und Karat-
schaier zwangsumgesiedelt, danach an die
160.000 Krimtataren. Zu den Hunderttau-
senden Zwangsumgesiedelten gehörten
auch die Meßcheten, die Georgientürken.
Laut NKWD-Berichten verloren von etwa
1,5 Millionen Zwangsumgesiedelter eine hal-
be Million ihr Leben.
Die Perversität Berijas kommt auch da-
durch zum Ausdruck, dass er in jedem Mos-
kauer Gefängnis ein Büro besaß, in dem er
die Gefangenenfolter persönlich über-
wachte. Er folterte sogar in seinem Privat-
haus - mit Wissen Stalins.
Am 18. April 1945 erließ er den Befehl
Nr. 00315. Danach wurden in der ehema-
ligen Sowjetisch Besetzten Zone (SBZ, Vor-
läufer der DDR) unter dem Vorwand der
„Entnazifizierung“ Speziallager errichtet, die
als gefährlich eingeschätzte Personen auf-
nahmen. Eines rechtsstaatlichen Verfahrens
bedurfte es dabei nicht.
1946 wurde Berija von Viktor Abakumow
als Minister für Staatssicherheit abgelöst, was
er als Erniedrigung empfand. So müssen die
Gräueltaten ab dieser Zeit auch Abakumow
zugerechnet werden. Es gelang Berija noch
einmal zu intrigieren und auf sein Betreiben
hin wurden Politbüromitglied Nikolai Wosn-
essenski und Parteisekretär Kusnezow hin-
gerichtet. Berija war jetzt nach Malenkow
der mächtigste potenzielle Nachfolger
Stalins!
Nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs
begann das Wettrüsten zwischen den ehe-
maligen Verbündeten. Stalin machte Berija
verantwortlich für den Bau der sowjeti-
schen Atombombe. Am 29. August 1949
konnte unter Berijas Leitung die erste Plu-
toniumbombe gezündet werden.
Als Stalin 1953 starb, wurde Berija zu-
nächst unter Malenkow Erster Stellvertre-
tender Ministerpräsident und Innenminis-
ter in Malenkows Kabinett. Er erkannte in
der erneuten Verschmelzung von Innenmi-
nisterium und KGB eine gute Vorausset-
zung für einen Sieg im Kampf um den „Erb-
folgekrieg“ gegen Malenkow und Nikita
Chrustschow. Er war jedoch im Politbüro
kein Unbekannter und wurde den anderen
Politbüromitgliedern einfach zu mächtig.
Als sich Berija während einer Sitzung des
Politbüros am 2. Juni 1953 für die Wieder-
vereinigung Deutschlands auf der Basis
von Neutralität und Demokratie (oder was
er darunter verstand) einsetzte, wurde ihm
vorgeworfen, dies zu verlangen, um seine
eigene Machtposition zu stärken. Während
einer Sitzung des Zentralkomitees am
26. Juni 1953 unter Vorsitz von Chrus-
tschow wurde Berija verhaftet. Das Super-
ministerium wurde wieder in Innenministe-
rium und KGB aufgeteilt.
Es fand ein Geheimprozess vor dem Be-
sonderen Tribunal des Obersten Gerichts-
hofes gegen Berija statt. Angeblich wurde
am 23. Dezember 1953 das Todesurteil
verhängt und Berija noch am gleichen Ta-
ge erschossen. Allerdings gibt es die Be-
hauptung seines Sohnes Sergo, dass sein
Vater bereits am 26. oder 27. Juni, wahr-
scheinlich in seinen Diensträumen, er-
schossen worden sei.
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