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Wer das Wort Prävention benutzt stellt gleichzeitig eine These auf. Im Fall der
Konfliktprävention lautet diese: Es gibt zwei Wege, die von einem Ausgangspunkt
zu einem Ziel führen. Der eine Weg geht über einen Konflikt und dessen
Bewältigung zum Ziel; der andere Weg geht ohne einen Konflikt mehr oder
weniger direkt zu dem Ziel. In der Formel „Vorbeugen ist besser als Heilen“ sind
Ausgangspunkt und Ziel gleich: Ein gesunder Mensch. Vorbeugen bedeutet also
bereits am Ziel zu sein, und dort zu bleiben (vgl. Abbildung 3-1).
Ganz so einfach ist es aber auch bei den Krankheiten nicht: Nehmen sie das
Beispiel einer ansteckenden Krankheit. Man kann sich vor der Krankheit nicht
impfen lassen. Wenn man die Erkrankung jedoch einmal durchstanden hat, ist
man immun. Die zwei Wege Vorbeugen und Heilen haben ein unterschiedliches
Ziel. Man kann die beiden Wege daher kaum miteinander vergleichen. Unter
Umständen ist das Vorbeugen sogar so aufwändig, dass es einfacher ist die
Erkrankung einmal über sich ergehen zu lassen.
Bei Konflikten sind Ausgangspunkt und Ziel nie gleich. Ein Konflikt hinterlässt bei
den betroffenen immer Spuren und beeinflusst ihr zukünftiges Verhalten.
Vorbeugen im medizinischen Sinn bedeutet in vielen Fällen Aufschieben. Man
kann eine Erkältung durch vorbeugende Maßnahmen nicht gänzlich ausschließen.
Man kann sie aber aufschieben, indem man sich im Winter wärmer anzieht. Zieht
man sich nicht mehr wärmer an, erkältet man sich sehr wahrscheinlich. Der
Hippokrates-Ausspruch wird zu: Verschieben ist besser als Heilen. Die These, die
im Raum steht, wenn man von Konfliktprävention spricht, lautet: Verschieben ist
besser als Bewältigen. In dieser Formulierung trifft das auf Konflikte leider nicht
zu! Im Gegenteil, es gibt Konflikte, die sind unausweichlich und nötig: Im Rahmen
der Team-Bildung werden Phasen durchlaufen, in denen Konflikte und deren
Bewältigung eine wichtige Rolle spielen. 41 Ohne diese Konflikte kann die
Entwicklung nicht weitergehen. Die zwei Wege Vorbeugen und Heilen haben in
diesem Fall also zwei völlig voneinander verschiedene Ziele.
Bevor man sich also entscheidet, konfliktpräventiv tätig zu werden, muss man sich
fragen: Ist es sinnvoll, den Konflikt zu vermeiden, oder sollte man besser
versuchen, auf seinen Verlauf Einfluss zu nehmen?
3.1
Konfliktpräventive Kommunikation
Neben den unvermeidlichen Konflikten, in deren Verlauf alle Beteiligten wachsen,
gibt es auch solche, die ganz sicher ohne Nutzen sind. Sie entspringen nicht der
Sache selbst, sondern dem Gespräch darüber. Der Konflikt ist dann kein Konflikt
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