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Das neue, grüne Wales
Vielen in Großbritannien gilt
Wales politisch als ›grün‹, als
Wiege der Umweltbewegung. Tat-
sächlich: Nur wenige Regierungen
weltweit haben sich gesetzlich zur
Nachhaltigkeit verpflichtet, darun-
ter die walisische, die dies mit dem
Government of Wales Act 1998
vollzog. Den Einsatz der erneuer-
baren Energiequellen Wind und
Wasser hatten die Umweltaktivis-
ten des 1974 gegründeten Centre
for Alternative Technology (CAT)
bei Machynlleth schon lange nicht
nur gefordert, sondern auch prak-
tisch in kleinen dezentralen Anla-
gen vorgeführt. Aber so hatten sie
es sich wahrscheinlich nicht vorge-
stellt: Ob auf den windigen Höhen
des mittelwalisischen Berglandes
oder vor der Nordküste beim See-
bad Llandudno - heute stehen
vielerorts an den landschaftlich
schönsten Plätzen die Windräder
in Reih und Glied und lassen die
Flügel rotieren. Sie bilden einige
der größten Windparks in Europa.
Auf der vom Wind verwöhnten In-
sel Anglesey speisen an der Nord-
küste bei Amlwch die Windturbi-
nen in unmittelbarer Nachbar-
schaft zum Kernkraftwerk Wylfa
an der Cemaes Bay ihre erneuer-
bare Energie ins Netz. Es ist das
letzte noch betriebene in Wales.
Das Atomkraftwerk in Traws-
fynedd, mitten im Nationalpark
Snowdonia, ist seit 1995 stillgelegt.
Wirtschaft, den Niedergang und die
damit verbundenen sozialen Auswir-
kungen in aller Härte. Als eine der letz-
ten ihrer Art schloss 2008 die Tower
Colliery im Hirwaun Valley. 1994 war
sie vor der Schließung gerettet wor-
den. 239 Mitglieder der Belegschaft
hatten zusammengelegt und in eige-
ner Regie weitergearbeitet, ein einzig-
artiges Modell. Aber die Kohleflöze
waren schließlich erschöpft. Immerhin:
1995 hatte British Coal der Grube fünf
Jahre gegeben - es wurden 13 Jahre.
Heute hat die Region um die walisi-
sche Hauptstadt den Strukturwandel
hinter sich. Die Schlackehalden sind
begrünt und die Industriebahnen zu-
ckeln auf Schmalspuren durch die eins-
tige Industrielandschaft - mit Ladun-
gen von Touristen auf der Suche nach
der ›guten alten Zeit‹.
