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Dylan Marlais Thomas wurde in Swan-
sea geboren, wo er sein halbes Leben
verbrachte und die meisten seiner Ge-
dichte schrieb. Die schick zum Mariti-
me Quarter umgebauten South Docks,
wo er als Lokalreporter unterwegs war,
würde er wohl heute nicht wiederer-
kennen. Präsent ist er hier als sitzende
Bronzestatue vor dem Dylan Thomas
Theatre ( s. S. 138). Die Erinnerung
an den berühmten Sohn der Stadt ist in
Swansea allgegenwärtig, nicht nur
beim alljährlichen Literaturfestival.
eine kleine Runde durch den Vorort
Uplands, wo Dylan Thomas am 27. Ok-
tober 1914 zur Welt kam. Der Weg von
Uplands Centre mit Geschäften und
Pubs zu Dylan Thomas' Geburtshaus
5 Cwmdonkin Drive führt steil berg-
auf - Dylan Thomas schrieb, man müsse
»als Sherpa geboren sein, um in Swan-
sea zu leben«. Von seinem Zimmer im
obersten Stock des unscheinbaren drei-
stöckigen Doppelhauses (rechte Stra-
ßenseite) hatte Dylan die Bucht im
Blick. Heute kann man das ganze Haus
inklusive des winzigen Zimmers mieten
und sich in den Alltag der Familie Tho-
mas hineinversetzen lassen - dazu gibt
es eine Originalausgabe der »Swansea
Evening Post« von 1916. In den origi-
nalgetreu restaurierten Räumen - wie
ehedem mit Gaslicht erhellt - findet
man weder Fernsehen noch Kühl-
schrank, geschweige denn Internet.
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Mythos und Mensch
Die beste Einführung in Leben und
Werk vermittelt das Dylan Thomas Cen-
tre (s. S. 132). Multimedial zeichnet
die Ausstellung unter dem Motto »My-
thos und Mensch« die Stationen seines
rastlosen Lebens nach: die stürmische
Ehe mit der Irin Caitlin Macnamara,
ständige Wohnungswechsel, Verschul-
dung, die triumphalen Lesereisen in die
USA und das Ende in einem New Yorker
Krankenhaus, wo Dylan Thomas am
9. November 1953 im Koma starb. Die
frühe Popgeneration erkor ihn zu ihrem
Idol und ein gewisser Robert Allen Zim-
merman aus Minnesota legte sich ihm
zu Ehren den Künstlernamen Bob Dylan
zu. Das größte der wenigen, jedoch ein-
drucksvollen Exponate der Ausstellung
im Dylan Thomas Centre sind die Türen
zu dem Fahrradschuppen beim Boat
House in Laugharne (s. S. 152). Man
kann einer im Film dokumentierten Le-
sung von Passagen seines berühmtesten
Werks, des Hörspiels »Under Milk
Wood« beiwohnen und über Kopfhörer
Dylans dunkler Poesie lauschen - u. a.
von Richard Burton, aber auch vom Dich-
ter selbst mit sonorer Stimme gelesen.
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Ein verwunschener Ort
Der beste Spielplatz war Cwmdonkin
Park (nächste Querstraße, Penlan
Terrace, links). Angst hatten die Kinder
natürlich vor dem Parkwächter, der bei
Dylan »the hunchback in the park«
(›der Bucklige im Park‹) heißt. Im Park
selbst, am Steilhang, zwischen Bäumen
und Wasser (»propped between trees
and water«), sorgen bis heute gigan-
tische immergrüne Steineichen und
andere exotische Gehölze sowie ein
Wassergarten für eine verwunschene
Atmosphäre. Beim Abstieg auf den ge-
schwungenen Parkwegen stößt man
auf den kleinen Bronzebrunnen, der
zu Dylans Zeit Trinkwasser spendete.
Verlässt man den Park durch den unte-
ren Ausgang, spaziert man vorbei an
viktorianischen, mit zierlichen Holz-
balkonen verzierten Villen bergab
über die Glanmor Road zum Ortszen-
trum von Uplands, wo man einen Bus
ins Stadtzentrum nehmen kann.
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Kinderzimmer mit Aussicht
Den O-Ton aus den Kopfhörern in der
Ausstellung noch im Ohr, geht es auf
 
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