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Einen ersten Eindruck von der Bedeu-
tung der Industrialisierung für die Re-
gion gewinnt man beim Besuch im
Blaenavon World Heritage Centre, wo
mit Filmen und interaktiven Ausstel-
lungen Blaenavons Geschichte nach-
gezeichnet wird. Der Ort am Rand der
Brecon Beacons lag wie die meisten
Head-of-the-Valleys-Orte in der Nähe
von drei wichtigen Rohstoffen: Kalk,
Eisenerz und Kohle. In Blaenavon
wurde bereits ab dem 16. Jh. Eisenerz
gewonnen und im 19. Jh. stand hier
eine der größten Eisenhütten der Insel.
eröffnet zu werden. Profimäßig mit
Helm und Lampe ausgestattet, geht es
heute unter der sachkundigen Füh-
rung ehemaliger Bergleute unter Tage.
Per Förderkorb werden Besucher
100 m tief in den dunklen, tropfnassen
Schacht und zu den Flözen gebracht.
Im Gewirr der Schächte lässt sich an
Ort und Stelle der Wandel von den al-
ten Abbaumethoden mit Hacke und
Schaufeln zu den neuzeitlichen Berg-
werkstechniken nachvollziehen. Wie-
der an der Oberfläche, sind die Wasch-
räume (pithead baths) die erste Sta-
tion. Sie standen erst ab 1939 zur
Verfügung, zuvor mussten die Berg-
leute in ihrer Arbeitskleidung bis nach
Hause wandern. Erst unter dem Druck
der Gewerkschaften waren gemein-
schaftlich finanzierte Waschräume ein-
gerichtet worden. Noch später kam
dann die Kantine hinzu. Feste Löhne
wurden erst auf Druck der Gewerk-
schaften eingeführt; die Entlohnung
orientierte sich ursprünglich an dem
vom Bergwerksbesitzer an der Kohlen-
börse erzielten Erlös für die Kohle.
Eisengießerei mit Welterbestatus
Die stillgelegte Hütte Blaenafon Iron-
works ist heute das am besten erhal-
tene Industriedenkmal seiner Art in
Westeuropa und besitzt noch einen
Hochofen aus dem späten 18. Jh. Die
koksbefeuerten Hochöfen wurden zu-
sätzlich mit Dampfmaschinen auf Tem-
peratur gebracht. Effektivität hatte
höchste Priorität auch in der Architek-
tur: Schmelze und Gießerei der Eisen-
hütte in Hanglage waren so angelegt,
dass das verflüssigte Eisen unten in den
Formen aufgefangen werden konnte.
Zu sehen sind die Schmiedehallen so-
wie der restaurierte Stack Square mit
Arbeiterwohnungen von 1792. In eini-
gen Vorarbeiter-Häusern wird eine
Ausstellung zur Geschichte der Eisen-
industrie in der Region gezeigt.
Monumente der Arbeiterkultur
Die viktorianische Pracht der Blaena-
von Workmen's Hall von 1895 in der
High Street, die einst mit Bibliothek
und Vortragssälen der Arbeiterbildung
gewidmet war, kündet vom Selbst-
bewusstsein der Eisenhüttenarbeiter.
Diese finanzierten den Bau durch frei-
willige Spenden, die sie von ihrem Lohn
abzwackten, bis sie das Geld für eine
Bildungs- und Freizeitstätte dieser Di-
mension zusammenhatten. Das restau-
rierte Gebäude wird heute u. a. als Kino
genutzt - 380 Zuschauer fasst das Au-
ditorium. Auch die St Peter's Church
(Church Road) von 1805 mit gusseiser-
nem Taufbecken und Eisensäulen steht
ganz im Zeichen der Industrievergan-
genheit von Blaenavon.
Mit Kumpeln untertage
Höhepunkt in Blaenavon aber ist eine
Zechentour - live und in voller Montur
-in The Big Pit, der Schaugrube des
National Museum of Wales (20 Min.
Fußweg, brauner Beschilderung fol-
gen). Die Kohlezeche war erst 1880 in
Betrieb genommen worden. Genau
ein Jahrhundert später fiel sie der Still-
legungswelle zum Opfer, um 2004 als
Pwll Mawr (›Der große Pütt‹) wieder-
 
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