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Rolle, und die Waljagd verschlug
manche Basken Tausende von See-
meilen bis nach Neufundland. Die
Handelsverbindungen im Mittelalter
- dann auch als kastilischer Ausfuhrha-
fen für Wolle - reichten über den un-
mittelbaren Nachbarn Frankreich hin-
aus bis England und Flandern. Und an
den Ufern des Urumea-Flusses ent-
standen im Zuge des lebhaften See-
handels Werften, Schmieden und an-
dere kleine Werkstätten.
Im 18. Jh., unter Carlos III (Karl III.),
verlagerten sich die Handelsaktivitäten
auf den Hafen von Bilbao. San Sebas-
tián verlor an Bedeutung, wurde zu
Beginn des 19. Jh. von französischen
Truppen besetzt und ging 1813 zum
Teil in Flammen auf. Doch im weiteren
Verlauf des 19. Jh. gewann die Stadt
wieder an Boden. Nicht nur durch die
Industrialisierung, sondern auch
durch den Bläschenausschlag von Kö-
nigin Isabel II. (1830-1904). Die junge
Herrscherin litt an Herpes, ihre Ärzte
in Madrid legten ihr einen Klimawech-
sel und Meeresbäder ans Herz. Die
Wahl fiel auf San Sebastián.
Und es dauerte nicht lange, da wur-
de es zur jährlichen Gewohnheit, den
gesamten Hof in den Sommermona-
ten dorthin zu verlegen. Was für Köni-
gin Isabel II. gut war, war auch für die
nachfolgenden Monarchen Alfonso XII.
und Alfonso XIII. sowie für die Bour-
geoisie jener Zeiten gut. San Sebastián
wurde zum elitären Treffpunkt, über-
all legte man Wert auf höchste Qua-
lität. Herrenhäuser und Luxushotels
schossen ebenso aus dem Boden wie
Clubs und Sportanlagen.
Und auch das Casino durfte nicht
fehlen. Im Zuge der Neutralität Spa-
niens im Ersten Weltkrieg suchten vie-
le Aristokraten aus verschiedenen eu-
ropäischen Ländern eine Zuflucht in
jener Stadt, die noch relativ nah der
Heimat war. So dauerte das blühende
Leben der Belle Epoque hier noch ei-
nige Jahre länger als in Frankreich. Von
dieser Entwicklung zeigt sich San Se-
bastián noch heute geprägt, auch
wenn zu Zeiten des Franco-Regimes
der Tourismus nur eine geringe Rolle
spielte und der Glanz ein wenig zu
bröckeln begann.
Neuere Casinotraditionen pflegt das
Hotel Abba de Londres y de Inglater-
ra (12), gleich hinter der Playa de la
Concha gelegen.
Sehenswertes
Die Zahlen in Klammern verweisen
auf die Legendenpunkte des Stadt-
plans.
Altstadt und Hafen
Herzstück der stimmungsvollen Alt-
stadt San Sebastiáns ist die Plaza de la
Constitución, die nach dem letzten
Großbrand im Jahre 1813 im Zuge
klassizistischer Einflüsse neu erbaut
wurde und an manchen Tagen etwas
nüchtern wirkt. Einst diente der Platz
als natürlicher Rahmen für Stierkämp-
fe, wovon noch heute die über den
Balkons befindlichen Nummern Zeug-
nis ablegen; diese wurden seinerzeit
als Logen verkauft. An dem von Lau-
bengängen umzogenen Platz liegt
auch das ehemalige Rathausgebäude,
 
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