Travel Reference
In-Depth Information
ren Quellen 1198-1268). Dieser Gon-
zalo de Berceo war nicht nur Diakon
und Priester, sondern auch ein eifriger
Verfasser von Heiligen- und Marien-
dichtungen. Berceo war sein Geburts-
und Sterbeort. In die spanische Litera-
turgeschichte ist er als erster Dichter in
kastilischer Sprache eingegangen. Sein
voluminöses Werk ist in nicht weniger
als 13.000 Versen überliefert. Man
muss sich vorstellen, dass in früheren
Zeiten ein Werk Berceos nicht in der
Buchhandlung um die Ecke zu haben
war, sondern vom Volk einzig gehört
werden konnte: mal in der Kirche, mal
auf Marktplätzen und mal in den In-
nenhöfen von Burgen.
Nach 40 Jahren Eremitenleben wur-
de er zum Priester der Pfarre seines
Geburtsdorfes Berceo berufen, verteil-
te vieles der Kirche unter den Armen
und - so berichten lokale Chroniken -
„streute Wunder aus“. Dies wiederum
erweckte den Neid von anderen Kir-
chenmännern, die ihn beim Bischof
wegen angeblichen Missbrauchs von
Kirchengütern anzeigten, was zur Fol-
ge hatte, dass sich Millán erneut ins
Distercios-Gebirge zurückzog.
Ihm folgten zahlreiche Schüler, die
zusammen mit ihm um das Jahr 550
ein erstes Kloster begründeten, das
bald zu einem für die damalige Zeit
bedeutenden Zentrum für Religion,
Wissenschaft und Kunst aufstieg. Aus
ihren Eremitenhöhlen kamen die Mön-
che immer wieder zu Gebeten, Mahl-
zeiten und Diskussionen in dem Klos-
ters zusammen. Im biblischen Alter
von 101 Jahren starb San Millán de la
Cogolla im November des Jahres 574.
Seine im Kloster Suso eingerichtete
Grabstätte wurde zu einem wichtigen
Wallfahrtsziel im Mittelalter. Derweil
bestand die blühende Mönchsge-
meinschaft weiter fort.
Im ausgehenden 10. Jh. brütete ein
Ordensbruder, dessen Name nicht
überliefert ist, über einem dicken alt-
lateinischen Wälzer und versuchte bei
seiner Übertragungsarbeit, die Worte
den neueren, moderneren Sprachströ-
mungen anzupassen. Er setzte Rand-
notizen und Anmerkungen hinzu, die
von der Unsicherheit beim Verständ-
nis einzelner Ausdrücke zeugten -
und hinterließ damit die ersten be-
kannten Zeugnisse der heutigen kas-
San Millán de la Cogolla
San Millán de la Cogolla ist nicht nur
der Name des kleinen 200-Einwohner-
Ortes, vor wenigen Jahren zum Welt-
kulturerbe erklärt, sondern auch der
eines Heiligen, mit dem die Geschich-
te der Gegend eng verknüpft ist.
Millán, geboren 473, stammte aus
dem Dörfchen Berceo im selben Tal,
verdingte sich bis zu seinem 20. Le-
bensjahr als Schafhirte und begab sich
dann zu dem nahe Haro wohnenden
Einsiedler Felices, der ihn aufnahm und
bis hin zur Priesterschaft unterrichtete.
Millán kehrte nach einigen Jahren in
seine Heimatgegend zurück und führ-
te fortan als Eremit in den Grotten der
nahen Berge ein asketisches Leben,
gab sich ganz dem Gebet und der Bu-
ße hin. Er lebte sein Dasein so gewis-
senhaft und vorbildlich, dass sich sein
Ruf im Laufe der Zeit von Mund zu
Mund verbreitete.
 
Search WWH ::




Custom Search