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Zaragoza -
das erste Marien-
heiligtum der Welt
entschwanden. Zurück blieb die Säule. Die
Gemütslage des Jakobus hellte sich auf. Er
fühlte sich wie beflügelt und ging mit fri-
schem Eifer ans Werk. In Caesaraugusta
glückte es ihm tatsächlich, mehr Anhänger
als andernorts für den neuen Glauben zu
gewinnen, und begründete eine Kapelle, in
die man die Säule einfasste. Dies, so sagt
man, war das erste Marienheiligtum der
Welt. Bekannt wurde das Sanktuarium als
Virgen del Pilar, „Jungfrau von der Säule“.
Historisch belegbar ist der Ursprung um
die Säule und Jakobus nicht, erst im Laufe
des Mittelalters fand der Legendenstoff Ver-
breitung. Geblieben ist das Marienwall-
fahrtsziel Zaragoza. Ziel aller Gläubigen ist
die 1765 vollendete Heilige Kapelle, die die
Handschrift des Architekten Ventura Rodrí-
guez trägt. Der dortige Altarraum bewahrt
die legendäre Säule, deren Platz seit gut
zwei Jahrtausenden unangetastet geblieben
sein soll. Auf der Säule thront ein gotisches
Bildnis Mariens, dargestellt als Königin und
Mutter. La Pilarica, „kleine Säulenjungfrau“,
heißt sie im Volksmund und misst lediglich
36 Zentimeter. Die Heiligennische ist mit Sil-
ber und grünem Marmor verkleidet. Die
Gläubigen zieht es gleichermaßen zur Rück-
front der Kapelle, wo sich vor einem Stein-
bogen gelegentlich Schlangen bilden. Davor
ist der Boden ausgetreten, die Mulde deut-
lich unter den Schuhen zu merken. Alte und
Junge warten geduldig, manche mit Ein-
kaufstüten beladen. Im städtischen Strudel
nimmt man sich Zeit für ein Glaubens-
bekenntnis und kniet vor einem goldumran-
deten Nischenoval nieder. Mittendrin ist ein
freigelegtes Stückchen der Säule zu sehen.
Traditionsgemäß legt man die Hand in den
Einlass. An dieselbe Stelle, ist auf einem
Schild darüber zu lesen, kam Papst Johannes
Paul II. am 10. Oktober 1984, um die heilige
Säule zu küssen.
Eine fromme Legende besagt, dass es in
der Nacht auf den 2. Januar des Jahres 40
am Rand der Römersiedlung Caesaraugus-
ta geschah. Auf seiner Mission durch Spani-
en war der Apostel Jakobus an die Flussufer
des Ebro und an seine eigenen Grenzen
gestoßen. „Gehet hin in alle Welt und ver-
kündet die Heilsbotschaft allen Geschöp-
fen“ - den Verkündigungsauftrag des Auf-
erstandenen hatte sich Jakobus zu Herzen
genommen, doch das Echo war nieder-
schmetternd. Kaum jemand schenkte ihm
bei seinen langen Wanderschaften über die
Iberische Halbinsel Gehör. Als er nun
Caesaraugusta - das heutige Zaragoza -
erreichte, fühlte er sich niedergeschlagen.
Plötzlich riss ihn ein Lichterglanz aus den
Gedanken. Jakobus schaute auf und er-
blickte eine prächtig gekleidete Frau inmit-
ten eines gleißenden Strahlenkranzes. Es
war Maria, die, getragen von einer Engels-
schar, auf einer Wolke zu ihm hinab-
schwebte. Weitere Engel hielten eine Säule
in Händen und stellten sie vor dem Apostel
ab. Ergeben fiel Jakobus auf die Knie, als
die Engel Maria behutsam auf der Säule ab-
setzten. Dann vernahm er ihre tröstenden
Worte: „Es gibt keinen Grund zu wanken
und zu zweifeln. Glaube an dich und dein
Werk und glaube an die anderen.“ Über-
wältigt verharrte Jakobus vor der Säule, Käl-
te und Ergriffenheit ließen ihn zittern.
„Dort, wo du die meisten Menschen von
deiner Botschaft überzeugst“, fuhr Maria
fort, „dort errichte mir zu Ehren ein Heilig-
tum.“ Die heilige Jungfrau und die Engel
Im Innern öffnet sich ein Meister-
werk barocker und klassizistischer Kir-
chenbaukunst und -ausgestaltung;
man geht durch hohe, von Bogenrei-
hen unterbrochene Kirchenschiffe.
Beachtung sollte man den Gewölbe-
gemälden schenken; besonders wert-
voll sind die Werke von Goya. In der
wichtigsten Kapelle verehren die Gläu-
bigen das Bildnis der Virgen del Pilar
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