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Sanfermines -
Spaniens
größte Fiesta
mer an. Durchschnittlich 28 Jahre soll er alt
sein, der - will man das folgende Wort in
dem Zusammenhang gebrauchen - „nor-
male“ encierro- Läufer. Es gilt, sich möglichst
lange vor den Hörnern zu halten, das gibt
den allergrößten Kick. Allerdings schafft
man es angesichts der oftmals betrunkenen
Mitläufer und der Stiergeschwindigkeit -
100 m schaffen sie locker in 11 Sekunden -
kaum über eine Distanz von mehr als 50 m.
Die Motivation der Läufer erklärt sich aus
dem Bestreben, die Angst zu überwinden,
sich selbst zu beweisen und sagen zu kön-
nen „Ich habe es geschafft!“ Man spürt die
innerliche Genugtuung, den Triumph oder
- in weniger erfolgreichen Fällen - einfach
das Horn im Bauch. Schließlich hat es bei
den encierros auch schon Todesfälle gege-
ben.
Zwischen den encierros gibt es Konzer-
te, Tanz und Umzüge rund um die Uhr,
Jahrmarkt, Folklore, Feuerwerk und natür-
lich den für viele unsäglichen Stierkampf.
Überall klebt der Asphalt in Pamplona, Ge-
rüche durchziehen die Stadt: nach Wein,
Vieh und viel, viel Volk.
Für Stimmung allerorten - ob um drei
Uhr nachts, um sieben Uhr morgens oder
um die Mittagszeit - sorgen die peñas, die
Clubs aus Freunden. In verschiedenen Ab-
ordnungen und Schichten ziehen sie mit
Pfeifen, Trommeln, Pauken und Trompeten
durch die Innenstadt und sorgen bei all den
Tänzern und Fiestafeiernden in ihrem Sog
für eine Woge der Begeisterung. Peñas -
von bösen Zungen schon als wild gewor-
dene Dorfkapellen tituliert - hört man
nicht nur, man erkennt sie auch an ihren
Transparenten, die zwei Helfer unablässig
mitschleppen, und an Sangría-Trägern. Mit
kleinen Mengen Sangría geht gar nichts,
nein, manche schleppen sogar komplette
Plastikeimer mit - für den kleinen Durst
zwischendurch.
Die geschichtlichen Wurzeln der San-
fermines reichen ins Mittelalter zurück und
gründen sich auf drei Säulen: die religiösen
Akte zu Ehren des heiligen Fermín ab dem
12. Jh., die von königlicher Seite protegier-
ten Handelsmärkte vom 14. Jh. an und den
Wer sich mit Haut und Haar den Sanfermi-
nes hingibt, erlebt, wie ihn der mächtige
Strudel der Fiesta mitreißt in einen Taumel
aus Tanz und Trommelwirbel, in ein ekstati-
sches Erleben, bis die erschöpten Glieder
zittern. 204 Stunden lang regiert der freu-
dige Wahnsinn. Die Nacht wird zum Tag,
getagt wird überall, unter freiem Himmel,
ohne Pause. Heerscharen aus aller Herren
Länder feiern bis zum Umfallen, kippen bis
zum Umkippen. Viele kommen ohne Zim-
mer aus. Sie sacken schlichtweg dort zu-
sammen, wo die Fiesta sie niederschlägt:
auf den Plätzen, in den Parks, an den Stadt-
mauern. Der Trommelwirbel und die schril-
len Flötenklänge der Musikgruppen holen
sie alle wieder zurück ins Leben der Fiesta.
Und die Wasserschläuche der Straßenreini-
ger natürlich auch ...
Pflichtprogramm an jedem Sanfermines-
Morgen ist der encierro, die Stierhatz. Es
gibt kaum jemanden, der sich nicht mit
letzter Kraft und trotz des möglicherweisen
höllischen Kopfschmerzes dort hin-
schleppt. Beim encierro laufen sechs
Kampfstiere samt Begleitochsen und Trei-
bern morgens um acht Uhr knapp 850 m
durch die Altstadt - und vor ihnen ein riesi-
ger Pulk an Läufern, mozos, die vor den
Hörnern davonsprinten. Der Galopp geht
von den Stallungen an der Cuesta de Santo
Domingo über den Rathausplatz und
durch die Gassen Mercaderes und Estafeta
bis zum Einlauf in die Arena und in die hin-
terliegenden Stallungen. Das Rund wird in
der Regel nur gekreuzt, dann werden die
Tore geschlossen, der encierro ist vorbei.
Das Stiertreiben ist die Attraktion der
Sanfermines, live übertragen vom spani-
schen Fernsehen und mit Zeitlupen der
dramatischsten Szenen. Entlang jener
Strecke warten sage und schreibe 20 Rot-
kreuz-Teams auf Arbeit - und die steht im-
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