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Pelota vasca -
Volkssport
im Baskenland
Ein Gummi- oder Lederball, Mauer und
Schläger: drei Dinge braucht der baskische
Mann. Aber nicht immer. Manche verzich-
ten beim rustikalen Volkssport Pelota auf
das Racket und spielen mit der blanken
Hand. Ein richtiges Pelota-As ist bekannt
wie ein bunter Hund - und reich wie ein
Firmenboss. Berichte über Amateur- und
Profi-Wettkämpfe füllen Zeitungsseiten
und Titelblätter. In fast jedem baskischen
Dorf, ob auf spanischer oder französischer
Seite, gehört ein riesiger frontón, ein Pelo-
ta-Spielplatz, selbstverständlich ins Bild.
Pelota ist - ähnlich wie Squash - ein
Rückschlagspiel für Reaktionsschnelle. Im
Einzel und Doppel treten die Pelotaris auf
den bis zu 100 Meter langen, aber nur 20
Meter breiten Feldern unter freiem Himmel
oder in der Halle gegen einander an. Das
Prinzip ist einfach. Spieler 1 schmettert mit
Wucht und Dynamik einen Gummi- oder
Lederball gegen die Stirnwand, Spieler 2
schleudert ihn aus der Luft oder nach maxi-
mal einer Bodenberührung zurück. Unter-
schiedlich sind die Spielarten. Die Palette
der Schläger reicht vom knochenschweren
Holzracket (pala) bis zur großen, bananen-
förmigen Fang- und Wurfröhre aus Weide
und Leder (chistera). Dem rustikalen Natu-
rell des Basken entspricht, dass viele Pelota
mit der blanken Hand spielen und sich -
wenn überhaupt - die empfindlichsten Stel-
len der natürlichen Schlagflächen mit Pflas-
tern schützen. Mit ihren knapp 100 Gramm
sind die Bälle alles andere als federleicht. In
den verschiedensten Disziplinen gibt es
Profis und Profiwettbewerbe, bei denen die
Wettleidenschaft im Publikum grassiert. Ro-
tes Team oder blaues Team? So mancher
Wettverlierer pfeift „sein“ Team nach Spiel-
schluss aus.
Ein Sonntagnachmittag im März, Pelota-
zeit in der Euskal-Jai-Berri-Halle in Huarte
bei Pamplona. Vier Doppel-Matches in der
chistera-Disziplin sind angesetzt. Die
Schlagschaufeln werden an die Handgelen-
ke der Spieler gebunden, die Augenpaare
im Publikum verfolgen das Hin und Her der
Ballgeschosse. Das Publikum ist vom Spiel-
feld durch ein riesiges, feinmaschiges Auf-
fangnetz getrennt. Zwischen Feld und Netz
stehen Ballmänner älteren Jahrgangs in bil-
lig-braunem Anzugstoff, alle ausstaffiert mit
Helmen. Einer kümmert sich um das Funk-
tionieren der elektrischen Ballwärm-Ma-
schine, ein Brutkasten in Kleinformat am
Spielfeldrand. Jeder weiß: Je wärmer der
Ball, desto schneller fliegt er.
Bei Pelota spannt sich der Bogen der Ge-
schichte um Jahrtausende zurück. Zu römi-
schen Zeiten nannte man den Sport pila,
im alten Frankreich jeu de paume. Die römi-
schen Dichter Horaz und Vergil und Frank-
reichs König Heinrich IV eint eines: Sie alle
sollen exzellente Pelotaris gewesen sein.
Gespielt wurde in früheren Zeiten mit Bäll-
chen aus Leder und Wolle, meist unter frei-
em Himmel und mit der bloßen oder hand-
schuhbedeckten Hand. Nach der Einfüh-
rung von Gummibällen um 1850 wurde die
Sportart im Baskenland revolutioniert und
erweitert. So kam die rund 70 Zentimeter
lange Fang- und Wurfröhre chistera grande
auf. Bei den Olympischen Spielen 1924 in
Paris, 1968 in Mexiko und 1992 in Barcelo-
na war Pelota Demonstrationssportart.
den regional eigentümlichen Musik-
instrumenten zählen in Galicien und
Asturien der Dudelsack (gaita) und im
Baskenland und Navarra die Flöte
(txistu) sowie das Akkordeon.
In den ersten Tages des Jahres
taucht im alljährlichen Festkalender
der Tag der Heiligen Drei Könige
(6. Januar) auf, wobei Fackelumzüge
am Nachmittag oder Abend des 5. Ja-
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