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„Freiheitskampf“ und
Friedenshoffnung
im Baskenland
Terror und „Freiheitskampf“ im Baskenland
bekamen 1959 einen Namen: ETA. Der Na-
me jener baskische Untergrundorganisati-
on, die von Teilen einer baskisch-nationali-
stischen Studentengruppe einer Jugendor-
ganisation gegründet wurde, bedeutet
„Euskadi ta Askatasuna“, „Baskenland und
Freiheit“. Als radikale und extremistische
Bewegung stellte sich die ETA gegen das
repressive, zentralistische Franco-Regime
und verlieh ihrem kompromisslosen Grund-
satz von der Unabhängigkeit für das Bas-
kenland Ausdruck - zunächst jedoch ohne
Waffengewalt.
Erst ab 1968 nahm die Organisation die
Züge einer bewaffneten Guerilla an, deren
Anschläge sich zuvörderst gegen staatliche
Einrichtungen und Repräsentanten jedwe-
der Art richteten (vor allem natürlich gegen
die Guardia Civil). Zu Zeiten Francos stie-
ßen die Aktionen von ETA unter den Bas-
ken auf relativ große Akzeptanz, da sich
hier eine unterdrückte Minderheit auflehn-
te. Einheitlich war die Organisation der ETA
allerdings nicht. Immer wieder gab es Auf-
und Abspaltungen in Flügel und einzelne
Kommandos.
Im Jahre 1970 kam es zum Prozess von
Burgos, der die ETA weithin bekannt mach-
te. In Burgos waren 16 ETA-Aktivisten ange-
klagt, Mitglieder einer terroristisch-separa-
tistischen Vereinigung und am tödlichen
Attentat gegen den Polizeichef Melitón
Manzanas beteiligt gewesen zu sein. Aller-
dings waren die Anklagepunkte nicht stich-
haltig. Trotzdem wurden neun Todesurtei-
le, insgesamt 500 Jahre Gefängnis sowie ei-
ne Geldstrafe in Höhe von 1,5 Millionen
Pesetas ausgesprochen. Daraufhin kam es
zu landesweiten Protesten und internatio-
nalen Petitionen - auf Druck der Öffent-
lichkeit wurden die Urteile aufgehoben. Ein
geschickter Schachzug der Etarras war es,
den Prozess als politische Propagandabüh-
ne für ihre Organisation genutzt und selbst
Anklage gegen die Knebelung des baski-
schen Volkes und die Foltermethoden der
Polizei erhoben zu haben. So erhob sich
nach dem Burgos-Prozess ein noch stärke-
rer Protest gegen den Franquismo.
Im Verlauf der 1970er Jahre weitete die
ETA die blutigen Gewaltakte aus. In dem
bis heute spektakulärsten Bombenattentat
jagten die Guerillas Ende 1973 unter dem
Deckwort „Operation Menschenfresser“
den von Franco kurz zuvor ernannten Re-
gierungspräsidenten Luis Carrero Blanco
samt Auto in die Luft.
Nach dem Tod Francos am 20. Novem-
ber 1975 war die Eta zunächst desorien-
tiert. Die einen wandten sich linksnationa-
listischen Gruppen bzw. parteipolitischen
Gemeinschaften zu, die anderen plädierten
für den Fortbestand des militärischen Zwei-
ges und der terroristischen Anschläge. Bei
den Terrorakten wurde in steigendem und
immer kaltblütigerem Maße auch die spa-
nische Zivilbevölkerung in Mitleidenschaft
gezogen. Zwischen 1968 und 2009 töteten
die Etarras bei ihren Attentaten knapp 1000
Menschen, die Verletzten und die geschei-
terten Anschläge nicht mitgerechnet.
Ob hohe Offiziere, einfache Polizisten,
Gemeinderatsmitglieder, Gefängnisbediens-
tete oder Richter: Viele wurden von mobi-
len Kommandos durch Genickschüsse re-
gelrecht hingerichtet oder durch Autobom-
ben getötet. Über Entführungen, Erpressun-
gen und Schutzgeldeintreibungen erhielten
die Etarras Gelder. Diese „investierten“ sie
in ein immenses Waffen- und Sprengstoff-
arsenal, häufig wechselnde Mietwohnun-
gen, ausgeklügelte Kommunikationsmetho-
den und das Anwerben von „Nachwuchs-
kräften“.
Offiziell galt der bewaffnete Kampf der
Unabhängigkeit von Euskadi, dem Basken-
land.
Für die spanische Bevölkerung und Poli-
tik zählt der ETA-Terrorismus unverändert
zu den brennendsten Problemen der Ge-
genwart. Umso mehr muss überraschen,
dass Konservative wie Sozialisten seit Jahr-
tausendbeginn einen schier unglaublichen
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