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Wesens-
arten
In jüngerer Vergangenheit hat ohnehin diverser
Zuzug aus „Deutschland“ stattgefunden - so
nennt sich das Festland (im Unterschied zur Insel)
bis auf den heutigen Tag. Rein „ostfriesisch“ ist
Juist also längst nicht mehr. Dennoch sind viele
der ursprünglichen Wesensarten erhalten ge-
blieben.
Als eine davon machte der Lehrer und Schrift-
steller Willy Troltenier, der insulare Eigenheiten in
der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts sorgfältig
protokollierte, das Element der „sturen Weisheit“
aus. Diese ist zwar generell ein friesisches Charak-
teristikum, doch unter den Juistern offenbar ganz
besonders ausgeprägt. Ihr ist es nach Troltenier zu
verdanken, dass die Insel nicht verstädterte und
dass ihre Natur erhalten blieb, weil man „Gefah-
ren von außen“ weise abzuwehren verstand. Ob-
rigkeitshörigkeit war ja, wie schon frühe Beobach-
ter vermerkten, nie eine besondere Stärke der Juis-
ter gewesen, die von alters her mit den Bedrohun-
gen der Natur und mit sich selber fertig zu werden
verstanden, ohne übergeordnete Instanzen zu Hil-
fe zu rufen. Man wünscht sich im Zeitalter des
Vollkasko, dass es mehr Menschen dieser Sorte
gäbe.
Das Element der Fremdenfeindlichkeit ist aller-
dings die Kehrseite der Medaille. Denn zu den
Gefahren von außen zählten traditionell alle
Nichtostfriesen. Diesen galt es seit eh und je mit
Misstrauen zu begegnen. Die „Fremden“ führten
zumeist nichts Gutes im Schilde und versuchten
vor allem die unbedarften Einheimischen zu über-
vorteilen.
Dieses Misstrauen zeigt sich auch darin, dass
die Ostfriesen Neues oft geradezu hysterisch ab-
lehnten. Typisch dafür ist zum Beispiel, dass es im
18. Jahrhundert (auf dem ostfriesischen Festland)
in den Kirchen schwere Aufstände der Gemein-
den gab, dass gar mit Steinen geschmissen, ge-
brüllt und eisig geschwiegen wurde - nur weil
neue Gesangbücher eingeführt werden sollten ...
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