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Wenn es „Schipp up Strand“ hieß, fielen die
„Strandjer“ wie Heuschrecken über das Wrack
her. Geradezu typisch ist noch in der zweiten Hälf-
te des 19. Jahrhunderts das Drama, das sich um
die Havarie der „Excelsior“ auf Juist entspann.
Das tragische Ende der „Argyra“
Auch einsatzbereite Rettungsschiffe können eine Tragödie nicht immer
verhindern, wie sich im Fall der „Argyra“ zeigte ...
Im Jahre 1872 war gerade das Deutsche Reich gegründet worden. Die
Seeschifffahrt war zu einem hoch wichtigen Handelsfaktor geworden
und ihre Sicherung entlang der deutschen Küsten ein bedeutsames An-
liegen. Auf Borkum, Helgoland und Wangerooge waren deshalb bereits
moderne Leuchtfeuer errichtet worden. Nur in der Mitte der ostfriesi-
schen Inseln klaffte noch eine dunkle Lücke.
Im genannten Jahr wurde auf Norderney deshalb mit dem Bau eines
Leuchtturms begonnen. Am 2. Oktober 1874 nahm der neue Wegwei-
ser, 53,6 Meter hoch, seinen Betrieb auf. Doch ausgerechnet dieser ge-
treue Cicerone sollte in seiner Anfangszeit ein tragisches Opfer fordern.
Schon damals hielt die deutsche (bzw. preußische) Beamtenschaft, von
ihrer Wichtigkeit überzeugt, gerne alles geheim, was man geheim halten
konnte. Es mag an diesem Fimmel gelegen haben, dass die internationa-
le Schifffahrt von der Existenz des neuen Seezeichens zunächst über-
haupt keine Kunde erhielt. So kam es dann am 18. September 1878 zur
Katastrophe.
Der große britische Segler „Argyra“ war mit einer Ladung Häute von
Buenos Aires nach Hamburg unterwegs und in die Deutsche Bucht ein-
gefahren. Kapitän Luckham hatte in England Frau und Tochter an Bord
genommen. Dies sollte seine letzte Reise sein. Er wollte das Schiff dann
seinen (ebenfalls an Bord befindlichen) beiden Söhnen übergeben und
sich nach einem Leben auf See zur Ruhe setzen.
Das Blinkfeuer, das in der stürmischen Nacht auftauchte, hielt Kapitän
Luckham, der von der Existenz eines Norderneyer Leuchtturms nichts
wusste, für jenes von Helgoland und setzte seinen Kurs folgerichtig auf
Südost ab, um die Elbmündung anzusteuern. Wenig später saß die „Ar-
gyra“ , ebenfalls folgerichtig, am Strand von Juist auf.
Beim Versuch, die beiden Frauen zu retten, kam die gesamte Familie
des Kapitäns ums Leben. Der gramgebeugte Alte begrub seine Familie
und seinen Traum vom Landhäuschen - sie waren Opfer des Leucht-
turms von Norderney und der Juister Sände.
Es mutet merkwürdig an, dass sich ein solches Unglück sozusagen mit-
ten in der Badesaison an einer Stelle ereignen konnte, an der Kurgäste
heute munter planschen und Windsurfer oder Seekajakfahrer in der
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