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Die Heimsuchung
des Dampfers „Adolf“
„In der Juister Geschichte gab es zahlreiche Seenot-
und Strandungsfälle. Eines dieser Unglücke sei hier
herausgegriffen, weil es geradezu symptomatisch für
die damaligen Juister Verhältnisse ist und weil eine de-
taillierte Reportage darüber vorliegt, die im Küstenmu-
seum zu sehen ist:
1867 - Wie dem „Bremer Courier“ aus guter Quelle
mitgetheilt wird, haben Strandräuber den kürzlich auf
der Insel Juist gestrandeten Dampfer „Adolf“, Capt.
Hager, arg heimgesucht. Bei Nacht und Nebel stahlen
sie sich an das Schiff heran, bewaffnet mit allen zum
Raub erforderlichen Utensilien, um hier ihr gesetzwi-
driges Gewerbe zu betreiben. Was nicht fortge-
schleppt werden konnte, wurde erbrochen, auch wenn
vermuthlich Nichts von irgend welchem Werth in den
betreffenden Räumen mehr vorhanden war. Nament-
lich sollen die Pulte des Capitains und Steuermanns er-
brochen und sonst mancher Frevel, bisweilen aus pu-
rem Übermuth, verübt sein. Bei herannahendem Mor-
gen machen sich diese frechen Gesellen wieder vom
Schiffe los, so daß ihre Namen verborgen bleiben und
sie den Gerichten nicht zur Aburtheilung überliefert
werden können. Es wäre aber doch wünschenswerth,
daß dies geschehe, um solchem gesetzlosen Raubsys-
tem ein baldiges Ende zu setzen. -
Der Dampfer „Adolf“, 160 Fuß lang, 300 Last groß,
in Vegesack auf Ulrichs Werfte erbaut, war ein in jeder
Hinsicht vortreffliches Schiff, wie sich alle diejenigen,
welche vor Jahresfrist die lustige Probefahrt nach der
Wesermündung mitmachten, wohl erinnern werden.
Als damals die Toaste auf das Wohl des Dampfers kein
Ende nehmen wollten, dachte wohl Niemand der Gäs-
te daran, daß schon nach einem Jahre dieser schöne
Dampfer auf dem Juister Riff seinen Untergang finden
würde. Der „Adolf“ ist als verloren zu betrachten, denn
die Brandung geht bereits über das Verdeck hinweg
und zerstört den Rumpf, der sich tief in den Sand ein-
gewühlt hat. Capitain und Mannschaften haben durch
die ausgestandenen Strapazen und Gefahren bei der
eisigen Winterkälte gelitten, sind jedoch wohlbehalten
in der Heimath angelangt.“
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