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11 Herstellen eines Terrassenbelages
11.1 Anforderungen an Bodenbeläge im Freien
Balkone und Terrassen sind auf Grund ihrer Lage im Freien höchsten Beanspruchungen ausge-
setzt:
A) Temperaturunterschiede: Im Sommer herrschen auf Balkonen und Terrassen Temperaturen
bis 80 °C. Zwischen Winter und Sommer unterliegen die Freiflächen Temperaturunterschieden
von bis zu 100 Grad Kelvin. Aber auch im Sommer kann ein plötzlicher Temperaturabfall von
50 Grad Kelvin eintreten, z. B. durch ein Gewitter mit Hagel.
B) Niederschläge: Durch die ungeschützte Lage sind die Bodenflächen dem Regenwasser unge-
hindert ausgesetzt. Um eine lange Lebensdauer des Belages zu erhalten, muss das Niederschlags-
wasser unverzüglich und restlos abgeführt werden. Dafür gilt ein Mindestgefälle von 1 % bei
Fliesen oder Platten mit einer glatten Oberfläche, bei allen anderen Belagstoffen von 2 %.
C) Frost: Ist die Terrassen- oder Balkonkonstruktion durchfeuchtet, kann Frost zu erheblichen
Zerstörungen führen. Wasser vergrößert beim Gefrieren sein Volumen und kann dann sowohl
beim Belagsmaterial als auch in der Unterkonstruktion zu Absprengungen führen. Ein weiteres
Problem ist ein mehrfacher Frost-Tau-Wechsel innerhalb einer Winterperiode - und diesen
Wechsel muss die gesamte Konstruktion möglichst über viele Jahre hinweg unbeschadet überste-
hen.
D) Umwelteinflüsse wie Staub, Schmutz und Abgase: Die Ablagerung dieser Stoffe ist erst
dann erkennbar, wenn sie sich in einer dickeren Schicht auf der Belagsoberfläche angesammelt
haben. Im Interesse jedes Nutzers ist es, den Belag möglichst einfach und anhaltend sauber zu
halten. Zugleich ist auf eine ausreichende Rutschhemmung der Fliesen und Platten - insbesondere
im nassen und verschmutzten Zustand - zu achten.
E) Längenänderungen: Die Balkon- oder Terrassenkonstruktion besteht aus verschiedenen
Schichten, die über eine unterschiedliche Ausdehnung bei Erwärmung bzw. Schwinden bei Ab-
kühlung verfügen. Dabei können Längenänderungen von rund 2 mm pro m auftreten. Diese stoff-
spezifischen Bewegungen müssen von der Belagskonstruktion schadensfrei aufgenommen wer-
den.
F) Genau im Grenzbereich zwischen zwei Schichten kommt es auf Grund der unterschiedlichen
Wärmedehnzahlen (Wärmeausdehnungskoeffizienten) zu Schub- und Scherspannungen . Eine
starre Verbindung kann zum Reißen der Schichten und dadurch zu Schäden innerhalb der Kon-
struktion führen. Um das zu verhindern, werden Trennschichten - so genannte Gleitschichten - an
den kritischen Punkten angeordnet.
Voraussetzung für eine konstruktiv einwandfreie und dauerhafte Ausführung ist nicht nur die
Verwendung von absolut frostbeständigen Materialien, sondern ebenso deren fachgerechte Verar-
beitung. Außerdem sind alle Materialien so zu wählen, dass unabhängig von den entstehenden
Spannungen auf der Belagsfläche das Niederschlagswasser zügig und restlos abgeführt werden
kann. Bei der Auswahl der Belagsmaterialien ist zu beachten, dass diese im Außenbereich einem
erhöhten Abrieb ausgesetzt sind.
Da die Ausführung dieser Arbeiten im Bauablaufplan an letzter Stelle steht, leidet die fachgerech-
te Ausführung oftmals unter Zeitdruck. Dadurch entstehen Langzeitschäden, die nur mit hohem
zeitlichen und materiellen Aufwand zu beseitigen sind. Jeder Fliesenleger sollte sich der besonde-
ren Verantwortung bewusst sein, die bei Belagsarbeiten an Konstruktionen im Freien nötig ist.
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