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en, wie Neuankömmlinge neue Ar-
beitsplätze besetzen, während sie
selbst keine Chance haben.
Nach wie vor ist die Landwirtschaft
ein wichtiger Arbeitgeber. Die Pro-
vence als Garten Frankreichs produ-
ziert Obst, Gemüse, Wein, Oliven, um
nur das Wichtigste zu nennen. Doch
die Großlandwirte im Rhônetal, in den
fruchtbaren Ebenen des Comtat vor al-
lem, bestreiten mit Schwarzarbeitern
und raffinierter Technik - Bewässe-
rungskanäle, Treibhäuser, Windschutz
- einen schwierigen Kampf gegen die
billige Konkurrenz, etwa aus Spanien.
Die entlegeneren Gebiete wie der
Luberon, mit rauerem Klima und klei-
neren Betrieben, hängen längst am
Tropf des Tourismus. Viele Landwirte
überleben nur, weil sie damit ein zwei-
tes Standbein gefunden haben.
Entscheidend aber sind die Verände-
rungen am Küstenstreifen der Bouches-
du-Rhône. Hier ballt sich die Bevölke-
rung zusammen, hier gibt es schnelle,
gut ausgebaute Straßen, hier konzen-
trieren sich imposante Industriegebie-
te. Diese Gegend hat der Strukturwan-
del voll erfasst. Die traditionellen Pro-
dukte sind auf dem Rückzug, Schwer-
industrie und Werften in der Krise.
Die Verlierer dieses Wandels leben
in trostlosen Schlafstädten, die denen
der Pariser Banlieue nicht nachstehen.
Die Gewinner, das sind junge, ehrgei-
zige Aufsteiger, die oft gar nicht aus
der Provence stammen. Als Compu-
terspezialisten oder Naturwissen-
schaftler kommen sie aus dem ganzen
Land, finden Arbeit in expandierenden
Hochtechnologie-Betrieben und ge-
nießen mit ihren Familien das Leben in
den neuen, wohlhabenden Orten des
Hinterlandes. Rurbains hat man sie
genannt, Menschen also, die eigent-
lich Städter sind (urbains), aber, ökolo-
gischen Trends folgend, zu Landbe-
wohnern (rurals) werden, ohne dass
sie ihren bisherigen Lebensstil aufge-
ben würden. Rousset, Trets, Fuveau
oder Gardanne in der Umgebung von
Aix sind typische Wohnsitze der Rur-
bains. Provenzalischen Charakter wird
man diesen Orten nicht nachsagen.
Gleichwohl zeitigt die „Silicon Road“,
welche die Provence in unbescheide-
ner Anlehnung ans Silicon Valley wer-
den will, erste Erfolge und deutet an,
wie die industrielle Zukunft der Re-
gion aussehen könnte. Insgesamt aber
leidet die Provence noch am Überge-
wicht des Dienstleistungs-Sektors.
Das entspricht durchaus ihrem Image,
eine lebenslustige Gegend zu sein,
aber nicht unbedingt eine, in der hart
gearbeitet wird - ein Klischee, das
auch im Kopf manches potenziellen
Investors spukt.
Enorm profitiert hat die Provence
von der neuen Hochgeschwindigkeits-
Verbindung TGV Méditerranée. Mar-
seille und Paris trennen seit der Eröff-
nung 2001 nicht einmal mehr drei
Stunden. Schon verlagern etwa Soft-
ware-Firmen ihre Zentrale aus der
Hauptstadt ans Mittelmeer und gewin-
nen damit gleich mehrfach: Die Kos-
ten für Lebenshaltung und Mieten sind
wesentlich niedriger, gleichzeitig ist
die Lebensqualität für die Mitarbeiter
viel höher. Geschäftliche Verabredun-
gen in Paris sind dank TGV kein Pro-
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