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Die gräfliche Provence und die
Blütezeit des 12. Jahrhunderts
Arabern zu. Mit Entschlossenheit un-
terdrückte Karl Martell 736-739 die
Rebellion, wobei Arles, Avignon und
Marseille nicht von heftigen Plünde-
rungen verschont blieben.
Am Ende des 8. Jh. wurde die Pro-
vence, deren Name von nun an nur
noch ein geografischer Ausdruck war,
in das Reich Karls des Großen inte-
griert. Der Frieden währte nicht lange,
bedrängten die Araber doch wieder-
holt die Provence (838 Marseille, 842
Arles). Als die Enkel Karls das gewalti-
ge Gebiet nach dessen Tod unter sich
aufteilten (Vertrag von Verdun 843),
fiel die Provence zunächst dem Mittel-
reich Kaiser Lothars I. zu. Karl der Kah-
le, Herrscher des Westfrankenreiches,
bemächtigte sich seinerseits der Pro-
vence und vertraute 871 die Graf-
schaften von Lyon und Vienne inklusi-
ve der Provence Boso von Vienne an,
einem seiner Vertrauten. Der erste
Nicht-Karolinger - erst eine Heirat ver-
band ihn später mit der Dynastie - auf
einem europäischen Königsthron er-
wies sich als wegweisend für die mit-
telalterliche Provence: Nicht der ferne
König oder Kaiser, sondern die ansäs-
sigen Adeligen übten jetzt die eigentli-
che Macht aus.
947 hinterließ Hugo von Arles, der
letzte Bosonide, sein Reich den Köni-
gen von Burgund. Nach dem Tod Ru-
dolphs III. von Burgund fiel sein Gebiet
samt der Provence laut geltendem Erb-
folgerecht an das Heilige Römische
Reich Deutscher Nation (1033). Die
Rhône bildete von nun an die Grenze
zwischen dem französischen König-
und dem deutschen Kaiserreich.
Letztlich bestand der Anspruch der
deutschen Krone nur nominell; fak-
tisch wurde die Provence zu einem
unabhängigen Fürstentum fern der
Zentralgewalt. 972 gründet Wilhelm,
Graf von Arles, das unabhängige so-
genannte erste Grafenhaus der Pro-
vence (Comtes de la première Race).
Um das Jahr 1000 gelang es den gro-
ßen Adelsfamilien, die Provence unter
sich aufzuteilen. Die Vicomtes von
Marseille, Baux, Fos, Agoult oder Châ-
teurenard bemächtigten sich der öf-
fentlichen Ländereien und des Kir-
chenguts sowie der hohen kirchlichen
Ämter. Zwischen 1010 und 1030 führ-
ten die Unabhängigkeitsbestrebungen
der Châteaurenards, der Baux und der
Fos zu Turbulenzen in der Provence,
die von der Kirche geschlichtet wurden.
Um die Wende vom 11. zum 12. Jh.
hinterließen die ersten Grafenge-
schlechter, die Familien Bosos und Wil-
helms, bald nur noch Töchter. Diese
Erbinnen übertrugen ihre Rechte
durch Heirat an die Grafen von
Toulouse und Barcelona. 1125 kam
es zu einem Teilungsvertrag; dieser
sprach den Katalanen alle Gebiete
zwischen Rhône, Durance, den Alpen
und dem Meer (Comté de Provence),
den Tolesanern die Länder nördlich
der Durance und östlich der Rhône
mit Orange, Vaison, Carpentras und
Cavaillon (Marquisat de Provence) zu.
Trotzdem bestimmte die Rivalität die-
ser beiden Häuser die Geschichte der
Provence für mehr als ein Jahrhundert
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